Verwirren Sie, täuschen Sie, manipulieren Sie! In dem Artikel „Verdrehte Fotos“ dreht sich alles um Motive, die sich dem Bildbetrachter erst auf den zweiten Blick erschließen. Mit ungewöhnlichen Perspektiven sorgen Sie für außergewöhnliche Bilder.
Eine merkwürdige Röhre, die an den Durchgang in einem futuristisch anmutenden Raumschiff erinnert. Ein Mann, der scheinbar seitlich an einer Wand entlang läuft. Ein Gebäude, das aus dem Himmel in Richtung Boden zu wachsen scheint. Wenn Sie sich die Aufnahmen in dieser Lektion anschauen, werden Sie garantiert das ein oder andere Mal stutzen müssen. Was genau sieht man dort eigentlich? Muss man das Bild erst einmal drehen, um es zu verstehen? Mit teilweise relativ einfachen perspektivischen Tricks lassen sich aus gewöhnlichen Motiven verblüffende Aufnahmen erzielen – eine „verkehrte Welt“ erschaffen. Wie das möglich wird, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wie stellt man Bilder auf den Kopf?
Gleich mehrere der Beispielbilder, die wir Ihnen in diesem Artikel präsentieren, wurden mit einem ähnlichen Trick erstellt: die Perspektive wurde so geschickt verändert, dass erst auf den zweiten Blick ersichtlich wird, was man eigentlich auf dem Foto sieht. Im Beispielbild unten auf dieser Seite hat der Fotograf dabei noch nicht einmal wirklich die Perspektive verändert, sondern nur das Bild gedreht. Schon fragt sich der Betrachter, wie es kommt, dass der Baum scheinbar horizontal aus der Wand wächst. Dass tatsächlich nur der Assistent im Hintergrund eine beeindruckende Turnübung absolviert und der Bildbetrachter so getäuscht wird, wird erst auf den zweiten Blick klar. Der Fotograf nutzt für diese Täuschung die Erwartung des Betrachters, dass bei einem Foto unten der Boden und oben der Himmel zu sehen ist – dies setzt er bei jeder Aufnahme erst einmal voraus. Nur so ist dieser kreative Effekt überhaupt möglich.

Einmal die Kamera gedreht, schon sorgt man für Verwirrung beim Betrachter. Wo ist denn nun unten? Foto: kallejipp / photocase.com
Wie täuscht man mit der Perspektivwahl?
Ein gern genutzter Fotografentrick, um andere zu täuschen, ist ein kompletter Wechsel der Perspektive. Anstatt mit dem Sucher auf Augenhöhe horizontal zu fotografieren, wird nach oben geschwenkt. Allerdings gönnt man dem Betrachter keinen Orientierungspunkt wie ein Hochhaus, an dessen oberen Ende der Horizont zu sehen ist, sondern fotografiert im 90 Grad-Winkel frontal nach oben. Damit schafft man gleich mehrere Faktoren, die für die Bildwirkung entscheidend sind. Zum einen werden durch diese Perspektive überhaupt erst neue, spannende Motive möglich, denn dieser Blick in die Höhe eröffnet eine interessante Sichtweise auf Formen und Strukturen. Zum anderen nimmt man dem Betrachter die Chance, sich schnell im Bild zu orientieren. Wo ist oben, wo ist unten? Wer diese Frage beantworten will, muss sich die Aufnahme ein zweites Mal genauer anschauen. Mit dieser Perspektivvariation haben Sie das Interesse anderer also auf jeden Fall schon einmal geweckt!

Der senkrechte Blick nach oben ist ein gern genutztes Stilmittel in der Kreativfotografie Foto: Michael Ottersbach / pixelio.de
Wie nutzt man Spiegel für fotografische Täuschungen?
Wer täuschen will, der muss mit seinen Bildern Verwirrung stiften. Ein wunderbares Stilmittel hierfür ist das Nutzen und Fotografieren von Spiegelungen. Hier fotografiert man ein Motiv also nicht direkt, sondern indirekt über dessen Spiegelung. Die Kunst, daraus ein interessantes, ungewöhnliches Foto zu machen, besteht darin, diese Vorgehensweise nicht dem Betrachter sofort auf die Nase zu binden, sondern zu verstecken. Zu verschleiern. Ein schönes Beispiel hierfür liefert das Beispielfoto im Artikel „Fotografischer Blick durch den Spiegel„, das die Spiegelung einer Wasserpfütze zeigt. Auch hier benötigt man einige Momente, um zu realisieren, was man da eigentlich genau vor sich sieht. Der Himmel, der eigentlich als Orientierungspunkt dient, schmückt nicht den kompletten oberen Bildbereich, sondern wird von Pflastersteinen unterbrochen. Wie das sein kann: Diese Frage sorgt erst einmal für Verblüffung! Mit solch einem eigentlich simplen Trick macht man also aus einem gewöhnlichen, unscheinbaren Mehrfamilienhaus ein interessantes Fotomotiv. Man muss nur wissen, wie. Wer mit solchen Spiegelungen arbeiten will, muss mit offenen Augen durch die Gegend ziehen, denn spannende Motive erschließen sich einem nur, wenn man ganz genau hinsieht. Beschränken Sie sich bei Ihren Foto-Touren also nicht nur auf offensichtlich attraktive Motive, sondern denken und sehen Sie „um die Ecke“!