Objektive mit großen Brennweiten eignen sich hervorragend, um auch weit entfernte Objekte formatfüllend ablichten zu können. Doch Teleobjektive können noch eine Menge mehr, wie wir Ihnen in diesem Artikel zeigen werden.
Wohl jeder kennt die Bilder der Fotografen bei Bundesligaspielen, die mit ihren riesigen Superteleobjektiven am Spielfeldrand stehen und aufmerksam das Spielgeschehen verfolgen. Immer hochkonzentriert, um die entscheidenden Spielsituationen nicht zu verpassen und das Tor, den Torjubel, den Ärger eines Spielers bei der Auswechslung, die Verzweiflung des Trainers und viele weitere mögliche Motive fotografisch perfekt abzulichten. Für viele Hobbyfotografen wäre es sicherlich auch einmal reizvoll, mit einem professionellen Equipment in solch beeindruckender Atmosphäre ihr Können zu demonstrieren. Wohl auch deshalb, weil nur die wenigsten Fotografen in ihrer Wechselobjektiv-Kollektion ein echtes Superteleobjektiv zur Verfügung haben. Viele beschränken sich auf die obligatorischen Reisezooms und besitzen eventuell noch das ein oder andere Objektiv mit Festbrennweite. Schaut man sich jedoch die Fotografenzahl an, die über 300 mm Brennweite zur Verfügung haben, ist der Anteil verschwindend gering.
Was ist der Unterschied zwischen Tele- und Superteleobjektiven?
Standardteleobjektive bieten Brennweiten von 135, 180 oder 200 mm. Doch damit ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Superteleobjektive beginnen erst bei 300 mm, Spitzenmodelle bieten Festbrennweiten von 1.200 mm. Nur um zu verdeutlichen, über welche Dimension wir da reden: Das AF-S Nikkor 600 mm 1:4D IF-ED II – Superteleobjektiv kostet im Online-Handel rund 8.500 Euro. Und damit sind wir bei weitem noch nicht in der preislichen Spitzenklasse angelangt! Damit erklärt sich, dass nicht nur das hohe Gewicht der Objektive dafür sorgt, dass wir solche Exemplare eben fast nur in Fußballstadien und bei professionellen Naturfotografen zu sehen bekommen. Doch auch Standardteleobjektive mit geringeren Brennweiten bieten schon ein enormes fotografisches Potenzial – ein teilweise ungeahntes Potenzial, das den einen oder anderen Fotografen vielleicht über einen Kauf nachdenken lassen wird.
Wofür werden Teleobjektive eingesetzt?
Das eigentliche Einsatzgebiet eines Teleobjektivs lässt sich relativ leicht beschreiben: Weit entfernte Motive sollen sich durch ein solches Objektiv formatfüllend ablichten lassen. Logischerweise macht der Einsatz immer dann Sinn, wenn der Fotograf sich nicht näher an sein Motiv heranbewegen kann. Sei es eine Sportveranstaltung, ein wildes Tier, das man ansonsten verscheuchen würde, sei es eine architektonische Verzierung an der Fassade eines Hauses, viele Meter über dem Boden, oder sei es der Promi, den ein Paparazzo aus sicherer Entfernung heimlich ablichten will. Aber nicht nur diese der Umgebung geschuldeten Parameter können den Einsatz eines Teleobjektivs sinnvoll werden lassen, denn ein besonderes Charakteristikum solcher Objektive sorgt dafür, dass man es auch in anderen Situationen für tolle Fotos nutzen kann.

Da braucht man einen starken Arm! Von links 70 mm bis rechts 300 mm Brennweite zeigt dieses Bild, welche Länge das Teleobjektiv aufweist
Warum ist die geringe Schärfentiefe für Teleobjektive typisch?
Teleobjektive, ob Zooms oder mit Festbrennweite, zeichnet nicht nur die große Brennweite aus, sondern auch eine typische, geringe Schärfentiefe. Die sorgt dafür, dass der Schärfepunkt deutlich auf dem anvisierten Motiv liegt. Gibt es auf einem Bild einen vorderen und hinteren Bildbereich, scheint der Hintergrund bei Verwendung eines Teleobjektivs näher an den Vordergrund heranzurücken. Der räumliche Eindruck ist im Vergleich zu einem Standardobjektiv also ein völlig anderer. Dieser Effekt macht interessante Bilder möglich, wenn man ein Teleobjektiv verwendet, obwohl es von der Entfernung des Motivs her eigentlich gar nicht nötig wäre. Das Freistellen des Objekts und die veränderte Raumwirkung können für spektakuläre Bildkompositionen sorgen. Bedenken Sie beim Fotografieren mit langen Brennweiten jedoch immer, dass Ihre Kamera Ihnen keine zittrigen Hände verzeihen wird. Je länger die Brennweite, desto kleiner der Bildwinkel und so höher die Gefahr von Verwacklungen – ein Stativ sollte man also immer dabei haben.
Gibt es auch Teleobjektive mit Festbrennweite?
Wer sich ein Teleobjektiv zulegen will, hat die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Objektivtypen: den Festbrennweiten und den Telezoomobjektiven. Logischerweise haben Sie bei den Telezooms den Vorteil, bei der Wahl der Brennweite variabel zu sein, während Sie bei Festbrennweiten festgelegt sind und den Blickwinkel nur verändern können, indem Sie sich auf das gewünschte Motiv zu- oder von ihm weg bewegen. Festbrennweiten sind in der Regel etwas günstiger zu haben, als professionelle Telezoomobjektive. Zudem gilt der Grundsatz, dass eine längere Brennweite auch immer teurer ist als eine kürzere.
Wie teuer sind Teleobjektive?
Schauen wir uns exemplarisch die Produktpalette von Sigma (www.sigma-foto.de) an. Hier kostet das 300mm F2,8 EX DG / HSM rund 3.800 Euro. Das 300-800mm F5,6 EX DG HSM kostet hingegen schon stattliche 9.700 Euro. Sie merken schon: Bei Teleobjektiven bewegt man sich preislich in deutlich anderen Regionen als bei Reisezooms oder Festbrennweiten im „Normalbereich“. Diese Preisdifferenz lässt sich unter anderem damit erklären, dass die Gütequalität der Spezialoptiken deutlich höher ist. Eine durchgängig hohe Lichtstärke ist bei Teleobjektiven absolut entscheidend für die Qualität der Fotos, um auch bei schlechten Lichtverhältnissen mit kurzen Belichtungszeiten arbeiten zu können. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass man nicht eine Vielzahl seiner Bilder wegen Verwacklungsunschärfen in die virtuelle Tonne werfen kann. Wer schon einmal versucht hat, mit einer Telebrennweite eines günstigen Reisezooms aus der Hand zu fotografieren, wird diese Problematik nachfühlen können.
Warum muss man den Cropfaktor berücksichtigen?
Sollten Sie sich für den Kauf eines Teleobjektives interessieren, gilt es bei der Vorauswahl der Modelle, die in Frage kommen, eines zu bedenken. So bezieht sich die Brennweitenangabe der Hersteller auch bei Teleobjektiven wie gewohnt auf das Kleinbildformat. Um die tatsächliche Brennweite in Kombination mit Ihrer Kamera zu berechnen, gilt es, den so genannten Cropfaktor, auch Formatfaktor genannt, zu berücksichtigen und die Brennweite entsprechend zu berücksichtigen. Ein Beispiel: Wenn die Hersteller ein Objektiv als „leichtes Tele“ mit einer Brennweite von 75–135 mm beschreiben, bezieht sich das auf das Kleinbildformat. Sollten Sie mit einer Kamera mit einem anderen Format – beispielsweise dem verbreiteten APS-C – fotografieren, müssen Sie den sogenannten Cropfaktor (bei Nikon DX ca. 1,5, bei Canon ca. 1,6) zu berücksichtigen. Bei einer Kamera mit einem Sensor im APSC-Format entspricht der Bildausschnitt eines 50-mm-Objektiv so beispielsweise an einer Canon-Kamera mit einem Sensor im APS-C-Format einem leichten Tele mit rund 80 mm Brennweite. Bei langen Brennweiten von 800 oder 1.200 mm fallen diese 50 beziehungsweise 60 Prozent „Zusatz“ natürlich noch extremer aus. Sie sollten also unbedingt einmal im Vorfeld austesten, wie viel Brennweite Sie tatsächlich für Ihre Telefotos brauchen!