Wie unterscheiden sich Objektive, die für digitale Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras angeboten werden? Wir stellen Ihnen verschiedene Modelle vor und verraten Ihnen, wie Sie sie optimal einsetzen und worauf Sie beim Kauf achten sollten.
Porträtaufnahmen gehören zu den beliebtesten Motiven ambitionierter Hobbyfotografen. Für solche Aufnahmen setzen viele ihre Universalzoom-Objektive ein. Warum auch nicht? Schließlich decken die Allrounder die für Porträts typische Brennweite von 85 mm ab. Nicht umsonst werden diese 85 mm auch als Porträtbrennweite bezeichnet. Die Schärfentiefe ist bei dieser leichten Telebrennweite gering. Das Model lässt sich somit perfekt vor unscharfem Hintergrund ablichten. Zudem verdichtet die leichte, für Telebrennweiten typische Stauchung die Konturen des Gesichts. Das Gesamtbild wirkt harmonischer.
Doch warum lohnt es sich, zu einem professionellen Porträtobjektiv zu greifen? Zwei entscheidende Gründe sprechen dafür: Lichtstärke und ein schöneres Bokeh. Spezielle Porträtobjektive bieten Anfangsblenden von f/1.8 oder sogar f/1.4. Universalzooms hingegen begnügen sich in der Regel mit f/3.5. Für die fotografische Praxis sind diese Unterschiede gigantisch. So ermöglichen die lichtstarken Objektive nicht nur extrem kurze Belichtungszeiten, sondern bieten dem Fotografen vor allem jede Menge kreativen Spielraum. Soll die Schärfe mit einer Offenblende nur auf die Augenpartie gelegt werden? Oder aber soll ein klassisches „Kopfporträt“ aufgenommen werden, indem der Fotograf etwas abblendet? Diese Entscheidung kann mit einem lichtstarken Porträtobjektiv vor jeder Aufnahme neu getroffen werden.
Bokeh beeinflusst die Wirkung von Porträtfotos
Für die Wirkung von Porträtaufnahmen ist auch ein schönes Bokeh (japanisch für verschwommen) von großer Bedeutung. Bokeh nennt sich der unscharfe Hinter- oder Vordergrund bei Aufnahmen mit geringer Schärfentiefe. Je geringer die Schärfentiefe, desto stärker wirkt der Unschärfeeffekt. Durch diese Unschärfe wird die Aufmerksamkeit auf den scharfen Bildbereich gelenkt. Also in diesem Fall das Model. Wie die unscharfen Bildbereiche dargestellt werden, ist vom Motiv, dem Objektiv und der eingestellten Blende abhängig. Bei einigen werden die unscharfen Punkte als Ringe, bei anderen als Kreise oder Fünfecke.
Was ein gutes und was ein schlechtes Bokeh ist, lässt sich nicht mit Werten messen oder exakt definieren. Dabei handelt es sich um einen subjektiven Eindruck. Die meisten Fotografen bevorzugen jedoch Zerstreuungskreise mit scharfen Kanten. Also ohne einen Farbsaum an den Rändern. Bei Offenblenden können hier auch viele Zoomobjektive und günstige Festbrennweiten mithalten. Je stärker jedoch abgeblendet wird, desto deutlicher sind die Qualitätsunterschiede zu professionellen, lichtstarken Objektiven sichtbar.
Der Hintergrund macht das Bild
Wer auch ohne ein professionelles Porträtobjektiv nicht auf Fotos mit unscharfem Hintergrund und attraktivem Bokeh verzichten will, kann mit der Wahl des Aufnahmeorts und der Perspektive qualitative Schwächen seiner Optik kaschieren. Je gleichmäßiger nämlich der Hintergrund und je größer die Entfernung zwischen Vorder- und Hintergrund ist, desto harmonischer wirkt das Bokeh. Und das gilt für alle Objektive gleichermaßen. Ist der Hintergrund hingegen unruhig, wirkt die Unschärfe nicht gewollt, sondern wie ein Bildfehler.
Auf ein lichtstarkes Objektiv zurückgreifen zu können, ist natürlich nicht nur in der Porträtfotografie von großem Vorteil. Bei vielen Innenaufnahmen, in der Dämmerung oder bei Nachtaufnahmen sind die Lichtverhältnisse alles andere als ideal. Um hier ein ausgewogen belichtetes Bild aufzunehmen, benötigen Sie entweder ein Stativ, oder Sie müssen mit verlängerten Belichtungszeiten oder einer erhöhten Lichtempfindlichkeit des Sensors arbeiten. Alle drei Varianten bringen Nachteile mit sich. Ein Stativ haben nur die wenigsten immer dabei. Eine verlängerte Belichtungszeit sorgt für Probleme, sobald sich im Motiv etwas oder jemand bewegt. Und mit jeder Erhöhung des ISO-Werts riskieren Sie ein störendes Bildrauschen.
Vorteil: lichtstarkes Objektiv
Mit einem lichtstarken Objektiv haben Sie diese Probleme nicht. Auch bei schlechten Lichtverhältnissen können Sie in vielen Situationen noch „aus der Hand“ fotografieren. Somit haben Sie nicht nur das perfekte Werkzeug für Nachtaufnahmen zur Verfügung, sondern für sämtliche Motive, in denen das Außenlicht alles andere als ideal ist.
Lichtstarke Optiken lassen sich technisch bedingt am leichtesten in Festbrennweiten-Objektiven realisieren. Wer bei der Wahl seiner Brennweite flexibel sein will, kann jedoch auch zu einem lichtstarken Weitwinkelzoom greifen. Dieser Objektivtyp hat in der Praxis einen unschätzbaren Vorteil. Ihre Range startet im Superweitwinkelbereich und führt bei einigen Modellen bis hin in den Normalbrennweiten-, oder gar in den leichten Telebrennweitenbereich.
Durch den Spielraum bei der Wahl der Brennweite lassen sich lichtstarke Weitwinkel-Zoomobjektive für die unterschiedlichsten Motive nutzen. Etwa für Aufnahmen in der Totalen. Genauso aber auch für Fotos, deren Bildwinkel unserem natürlichen Sehvermögen entsprechen – also Bilder, die mit der Normalbrennweite aufgenommen wurden. Lichtstarke Weitwinkel-Zoomobjektive sind damit also echte Allrounder. Zwar decken sie nicht wie Universalzoom-Objektive auch Telebrennweiten ab – dafür müssen Sie aber in Bezug auf die Lichtstärke und die Abbildungsqualität keine Kompromisse eingehen.
Ein Objektiv für sämtliche Motive
Bei Systemkameras haben sich Weitwinkel-Zoomobjektive im Übrigen noch aus einem anderen Grund zu Verkaufsschlagern gemausert. Die Fotografen schätzen die kompakte Bauform der Systemkameras. Diesen Vorteil gegenüber DSLRs wollen sie sich nicht durch ein monströses Universalzoom-Objektiv kaputt machen lassen. Mit einem Weitwinkel-Zoomobjektiv, das viele Hersteller zudem in einem extra flachen Pancake-Gehäuse unterbringen, bleiben Systemkameras schmal und kompakt, bieten aber gleichzeitig eine komfortable Brennweiten-Flexibilität.
Empfehlenswert sind lichtstarke Weitwinkelzooms aber nicht nur für Makrofotografen. Wer für seine DSLR derzeit plant, ein Universalzoom als Reiseobjektiv für den nächsten Urlaub anzuschaffen, sollte sich überlegen, ob er nicht lieber auf die Telebrennweite verzichten will und dafür mit einer deutlich höheren Abbildungsqualität belohnt wird.
Makroobjektive: Mehr als Spezialisten für Nahaufnahmen
Wer seine kreativen Möglichkeiten in der Fotografie erweitern möchte, sollte hochwertige Makroobjektive auf seinen Equipment-Wunschzettel schreiben. Makroobjektive gibt es in unterschiedlichen Brennweiten. Eine ihrer Haupteigenschaften ist die im Vergleich zu Standardobjektiven verkürzte Naheinstellgrenze. Sie können also mit solch einem Objektiv näher an das Motiv herangehen. In Kombination mit einer langen Brennweite sorgt dies dafür, dass Sie einen Abbildungsmaßstab von maximal 1:1 erreichen. Objektive mit Telebrennweiten setzen Makrofotografen vor allem dann gerne ein, wenn sie scheue Tiere und Insekten formatfüllend ablichten wollen. Eine geringe Naheinstellgrenze bringt einem schließlich nichts, wenn man den Schmetterling vertreibt, wenn man ihm zu nah auf die Pelle rückt!
Dass Makroobjektive für Makrofotografen interessant sind, liegt auf der Hand. Doch die Spezialobjektive lassen sich nicht nur einsetzen, wenn Blumen oder Insekten fotografiert werden sollen. Sie lassen sich auch problemlos für alle anderen Motive einsetzen, bei denen die Brennweite des Objektivs passt. Hochwertige Makroobjektive sind gegenüber Standardobjektiven nämlich in punkto Schärfe deutlich überlegen. Das müssen sie auch, denn schließlich würde bei einer Makroaufnahme einer Biene sofort auffallen, wenn das komplette Bild oder Teile nicht gestochen scharf wären. Bei Landschaftsaufnahmen mit einer Normal- oder einer leichten Telebrennweite hingegen wäre es zu verschmerzen, wenn Details im Hintergrund eine ungewollte, leichte Unschärfe aufweisen. Makroobjektive sind aufgrund ihrer hohen Qualität in punkto Abbildungsleistung und Schärfe deshalb die perfekten Festbrennweiten für den universellen Einsatz. Und das obwohl sie bei weitem nicht so lichtstark sind wie Standardobjektive. Lichtstärke spielt bei Makroobjektiven naturgemäß keine große Rolle, da die Fotografen hier mehr Wert legen auf eine hohe Schärfentiefe und daher eh abblenden. Zudem ist die Gefahr von Abbildungsfehlern bei Offenblende den meisten Makrofotografen ohnehin zu groß.
Die Hersteller erreichen die hohe Schärfequalität von Makroobjektiven durch die Kombination mehrerer Faktoren. Zum einen sind Festbrennweiten, und das sind (fast) alle Makroobjektive, Zoomobjektiven in punkto Schärfe überlegen. Die Linsen sind fest ausgerichtet und nicht beweglich. So kann eine optimale Schärfe ab Werk gewährleistet werden. Zudem werden hochwertige, vergütete Glaselemente verwendet und in einem robusten Gehäuse untergebracht. Deshalb sind Makroobjektive in der Regel auch deutlich schwerer als Standardobjektive.