Wer mit seinem kompletten Kameraequipment auf Reisen ist, trägt nicht selten den Gegenwert eines gepflegten Kleinwagens mit sich herum. Logisch, dass man damit auch das Interesse von Langfingern weckt. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihr Equipment vor Diebstahl schützen können.
Haben Sie eigentlich schon mal zusammengerechnet, welche Werte Sie mit sich herumtragen, wenn Sie mit Ihrer kompletten Fotoausrüstung unterwegs sind? Man nehme den Kamerabody, das Universalzoom, ein Telezoom- und ein Weitwinkelobjektiv. Vielleicht noch das ein oder andere Festbrennweitenobjektiv, ein Makro und zu guter Letzt noch eine Tilt-Shift-Optik. Nicht fehlen dürfen natürlich auch noch diverse Speicherkarten, Blitzsysteme, ein Notebook und etliche Filter. Grob überschlagen hätte Ihr Fotoequipment in diesem Fall einen höheren Wert als so mancher neuer Kleinwagen. Wenn man sich das einmal vor Augen führt, wird schnell ersichtlich, dass man sich mit dem Thema Diebstahlschutz, wenn man mit seiner Ausrüstung unterwegs ist, ganz dringend beschäftigen muss.
Auffälliges Equipment
Den vielleicht wichtigsten Tipp, den es in Bezug auf die Diebstahlprävention zu beachten gilt, hört man von Sicherheitsexperten immer wieder: Alles vermeiden, was einen Langfinger anlocken könnte. Und hier sind insbesondere die Besitzer von Markenkameras tatsächlich stark gefährdet, die ihr Equipment in Taschen, Koffern und Rucksäcken mit eben diesen Markennamen transportieren. Wenn auf den Taschen in fettem Schriftzug Canon, Nikon, Sony oder Olympus steht, könnte dies so mancher Taschendieb förmlich als Einladung verstehen. Die deutliche bessere Lösung ist es deshalb, sein Equipment in neutralen Behältnissen zu transportieren, in denen auch gewöhnliches Reisegepäck untergebracht sein könnte. Ebenfalls sollten Sie vor allem an Gefahren-Hot-Spots wie Flughäfen und Bahnhöfen, Ihre Kamera nicht offen transportieren – beispielsweise, um Ihre Fotos auf dem Kameramonitor durchzugehen. Ein unbedachter Moment und die Tasche mit der Kamera, die man neben seinem Sitz abgestellt hatte, ist über alle Berge.

Bei vielen Fotorucksäcken wie auch bei diesem Mantona SLR Trekking befindet sich die Öffnung an der Rucksackinnenseite Foto: Mantona
Verdeckter Zugang
Natürlich lässt es sich auf Reisen nicht völlig verhindern, dass andere darauf aufmerksam werden, dass man eine teure Kameraausrüstung mit sich herum trägt. Alleine schon deshalb nicht, weil man seine Spiegelreflexkamera schließlich nicht nur mit sich spazieren schleppen, sondern auch einsetzen möchte! Dass man seine Kamera zwischen den Fotos auch sicher verstaut weiß, versprechen Kamerataschen mit eingebautem Diebstahlschutz. Wie dieser Diebstahlschutz in der Praxis aussieht, kann jedoch von Modell zu Modell und von Hersteller zu Hersteller recht unterschiedlich ausfallen. Als gängige Standardlösung für hochwertige Fotorucksäcke hat sich inzwischen der Zugriffschutz gemausert. Hierbei befindet sich der Reißverschluss, der den Zugriff aufs Rucksackinnere ermöglicht, auf der Innen- statt wie bei Rucksäcken üblich auf der Kopf- oder Außenseite. So tragen Sie als Fotograf den Zugang direkt auf Ihrem Rücken, weswegen es für Diebe faktisch unmöglich wird, den Reißverschluss unbemerkt zu öffnen und Ihre Kamera zu stehlen. Beispiele für diese Rucksäcke mit Diebstahlschutz sind der Flipside 300 von Lowepro, der im Handel rund 100 Euro kostet und der Mantona SLR – Rucksack Trekking, für den Sie rund 70 Euro einplanen müssen. Beide Modelle bieten nicht nur Platz für Ihre Kamera, sondern auch noch für reichlich Zubehör.
Tasche mit Gitter
So sinnvoll ein verdeckter Zugang zum Tascheninneren auch ist – einen absoluten Schutz bietet diese Lösung leider nicht. Ebenso wie beim Brieftaschenklau machen sich viele Diebe nämlich gar nicht erst die Mühe, den Reißverschluss zu öffnen, sondern schneiden mit einem Taschenmesser schnell ein Loch in die Tasche, entwenden das Diebesgut und verschwinden innerhalb von wenigen Sekunden unbemerkt in der Menge. Bevor der Fotograf überhaupt bemerkt, dass er bestohlen wurde, sind die Kriminellen schon längst über alle Berge. Wer sich vor dieser Methode schützen will, sollte sich das Sortiment von Pacsafe (www.pac-safe.com) einmal genauer anschauen. Pacsafe ist Hersteller von Taschen und Rucksäcken – nicht nur für Kameraequipment – die mit einer ganz besonderen Eigenschaft aufwarten: sie sind zerschneidungssicher! In die Oberfläche der Taschen ist nämlich ein Stahlgitternetz eingearbeitet, das es unmöglich macht, dass die Tasche mit einem Messer aufgeschnitten wird. „eXomesh Slashguard Panels“ nennt der Hersteller diese Netze. Ein weiteres Sicherheitsmerkmal der Lösungen von Pacsafe stellt das System „eXomesh Ultimate lock & leave“ dar. Zusätzlich zu dem Stahlgitternetz verfügen die Taschen nämlich auch noch über ein Schloss, das mit in das Netz integriert ist. Ähnlich wie bei einem Fahrradschloss können Sie so Ihre Tasche an einen Laternenpfahl binden und sich entfernen – ohne Angst haben zu müssen, dass Ihre Ausrüstung gestohlen wird. Ob Sie tatsächlich die Nerven haben, Ihr Equipment unbewacht zurückzulassen, muss aber natürlich jeder für sich selbst wissen. Fakt ist jedenfalls: die Pacsafe-Lösungen kosten je nach Modell zwischen 100 und 200 Euro.

Ein Stahlgitternetz schützt die Packsafe-Tasche davor, dass Diebe die Außenhaut mit einem Taschenmesser durchtrennen Foto: Packsafe
Bei Verlust Alarm
Einen anderen Weg in punkto Diebstahlsicherung geht das System Secu4Bags. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus einem kreditkartengroßen Sender und einer Software für Smartphones und Tablet-PCs, die so als Empfänger dienen. Den Sender stecken Sie direkt in Ihre Fototasche und aktivieren das System. Der Sender funkt anschließend regelmäßig Informationen an die Software. Sobald das System feststellt, dass sich die Tasche anschließend zwischen 5 und 30 Metern (individuell einstellbar) zum Smartphone entfernt hat, ertönt ein lauter Alarm, der sich nur via Software deaktivieren lässt. Somit funktioniert Sec4Bags nicht nur als Diebstahlschutz, sondern verhindert auch, dass Sie Ihre Tasche irgendwo vergessen. Allerdings werden Sie in der Gewöhnungsphase sicherlich den ein oder anderen ungewollten Alarm auslösen und dabei sich und Ihre Mitmenschen mit dem schrillen Alarm schocken. Für rund 50 Euro ist Secu4Bags im Handel erhältlich.
Gut versichert?
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und professionellem, vermeintlich diebstahlsicheren Equipments kann man den „Worst Case“ natürlich nie ganz ausschließen. Damit dies dann zwar im höchsten Maße ärgerlich ist, aber zumindest zu keinem finanziellen Schaden führt, ist der Abschluss einer Versicherung empfehlenswert. Wenn Sie mit Ihrer Ausrüstung auf Reisen gehen, ist eine Reisegepäckversicherung deshalb eine lohnende Investition, denn zu eben diesem Reisegepäck zählen auch Kamera und Objektive. Vor der Auswahl des Versicherungsanbieters und des entsprechenden Tarifs sollte man sich die Versicherungsbedingungen aber immer ganz genau durchlesen. Bei vielen günstigen Tarifen gelten niedrige, maximale Erstattungsgrenzen, mit denen man bei einer hochwertigen SLR nicht einmal einen neuen Body kaufen könnte. Zudem werden in den Bedingungen Verhaltensregeln aufgeführt, bei deren Verletzung keine Regulierung erfolgt. Wer zum Beispiel seine Kamera auf den Wartesitzen vor dem Flughafen-Gate liegen lässt, um sich kurz eine Erfrischung zu kaufen, wird nicht mit einer Erstattung rechnen dürfen, falls die Kamera gestohlen wird – bei keiner Versicherung wohlgemerkt! Bevor Sie also eine Reisegepäckversicherung abschließen, informieren Sie sich detailliert über alle Versicherungsbedingungen, um im Schadensfall keine böse Überraschung zu erleben.
Zusatzschutz
Einen deutlich größeren Umfang als Reisegepäckversicherungen decken spezielle Foto-Versicherungen ab, die meist etwas altertümlich anmutend als „Fotoapparateversicherungen“ von den Dienstleistern benannt werden. Versichert sind dann in der Regel alle Gefahren innerhalb und außerhalb der Wohnung sowie Schäden und Verluste durch Unfälle, Brand, Blitzschlag, höhere Gewalt, Explosion, Leistungswasser, Diebstahl, Einbruch, Bruch sowie Beschädigung. Eine Auflistung der Versicherer, die solche Tarife anbieten, finden Sie auf der Seite www.fotocommunity.de/info/Fotoversicherung. Ganz billig sind solche Versicherungen aber nicht. Sie kosten zwischen 1,6 und 6 Prozent des Versicherungswerts zuzüglich Versicherungssteuer. Eine Versicherung hat in der Regel eine Mindestvertragsdauer von einem Jahr. Sich nur für eine Urlaubsreise absichern zu wollen, ist also auf diesem Weg nicht möglich.
Die Bedingungen
Auch bei den Fotoversicherungen ist es ratsam, sehr genau die Vertragsbedingungen zu studieren, denn dort finden sich zahlreiche Klauseln, wann die Versicherung im Schadensfall nicht zahlen muss. Zudem gelten manche Tarife nur für Profifotografen, andere beinhalten einen hohen Selbstbehalt und wiederum andere zahlen höchstens eine festgelegte Summe, die in den meisten Fällen für eine Wiederbeschaffung nicht ausreicht. Insbesondere bei Tarifen, bei denen pauschal unabhängig vom Wert der versicherten Ware ein fixer Beitrag verlangt wird, ist sorgfältiges Lesen geboten. Ebenso wie bei der Gepäckversicherung müssen Sie auch bei der Fotoversicherung diverse Aufsichtspflichten beachten, um tatsächlich verlorene oder gestohlene Ware ersetzt zu bekommen.