Wer immer nur Touristenattraktionen aus der Normalperspektive fotografiert, wird mit seinen Aufnahmen kaum jemanden begeistern können. Überraschen Sie durch kreative Variationen. Einige spannende Beispiele finden Sie im Folgenden.
Oberkörper und Kopf ins Visier nehmen, Porträtbrennweite einstellen, darauf achten, dass kein Schattenwurf und kein direktes, grelles Licht aufs Model fallen und vor einem schicken Hintergrund fotografieren. So sieht das klassische, bewährte Porträtbild aus. Mit Ihrer Spiegelreflexkamera können Sie aber noch viel mehr als diese typischen Aufnahmen mit unscharfem Hintergrund fotografieren. Wie wäre es beispielsweise einmal mit einem Weitwinkelporträt? Stellen Sie eine Weitwinkelbrennweite ein und platzieren Sie das Model im Vordergrund. Wählen Sie dabei eine weitläufige Location als schicken Hintergrund. Heraus kommt ein Bild mit großer Schärfentiefe und einer ungewöhnlichen Perspektive. Probieren Sie es aus!

Gruppenporträts im Weitwinkel sind ungewöhnlich, können aber bei schönem Hintergrund sehr attraktiv sein Foto grabba / photocase.com
Was bewirkt die Mitzieher-Technik?
Die so genannte „Mitziehertechnik“ gehört zum Standardrepertoire eines DSLR-Fotografen. Hiermit fotografieren Sie sich bewegende Motive und sorgen so dafür, dass die Kamera auf dem ausgewählten Motiv scharf gestellt bleibt, während Sie das Motiv im Sucher verfolgen. Wichtig hierbei: Stellen Sie die Kamera auf die Autofokus-Messmethode „AI Servo AF“ – dies ist nicht in jedem Aufnahmeprogramm möglich. Je nach Bewegungsgeschwindigkeit und ausgewählter Belichtungszeit werden Sie trotzdem Bewegungsunschärfe-Effekte auf dem Foto zu sehen bekommen. Dies ist allerdings nicht unbedingt ein Nachteil. „Ausgefranste“ Ränder unterstreichen eher noch die Dynamik eines Bildes.
Wie fotografiert man mit Zoomeffekt?
Mit dem Zoomeffekt können Sie tolle Available-Light-Aufnahmen machen. Die praktische Umsetzung erfordert dabei etwas Übung. Suchen Sie sich in der Dämmerung oder nachts ein attraktives Motiv mit einem oder mehreren Lichtquellen und stellen Sie Ihre Kamera auf ein Stativ. Wählen Sie manuell eine Telebrennweite und eine lange Belichtungszeit. Drücken Sie den Auslöser hab durch und verändern Sie während der Belichtung die Brennweite, indem Sie aus dem Motiv herauszoomen. Nutzen Sie die komplette Belichtungszeit, um gleichmäßig die Brennweite in Richtung Weitwinkel zu verändern. Als Ergebnis bekommen Sie ein Bild, bei dem die Lichtquellen von der Bildmitte Richtung Bildrand wandern. Je länger die Belichtungszeit und die Brennweitenspanne, desto stärker ist der Effekt. Diese Technik führt zu tollen, kreativen Bildern! Lassen Sie sich von Fehlschlägen nicht entmutigen. Fotos mit Zoomeffekt sind immer auch etwas vom Zufall abhängig, da Sie das Ergebnis während der Aufnahme nicht kontrollieren können, sondern sich überraschen lassen müssen.
Wie sorgt man für eine Miniaturoptik?
Fotos, die aussehen, als würden sie eine Miniaturlandschaft zeigen, sind schon seit einigen Jahren der Renner unter kreativen Fotografen. Die Technik ist dabei eigentlich ziemlich simpel. Durch Unschärfe an den Bildrändern – meist oben und unten, teilweise je nach Motiv auch stattdessen links und rechts – entsteht bei Fotos dieser Miniatureffekt. Allerdings nur bei Motiven, die mit einer Weitwinkelbrennweite und von einer erhöhten Position aufgenommen worden sind. Ohne spezielles Tilt-Shift-Objektiv lassen sich solche Aufnahmen jedoch nicht direkt erzielen. Stattdessen werden „normale“ Aufnahmen per Bildbearbeitung so verändert, dass sie den Effekt aufweisen. Inzwischen bringen immer mehr DSLRs schon eigene Tilt-Shift-Effekte mit. Ansonsten testen Sie den Tilt-Shift-Effekt mit Ihren Fotos einfach kostenlos online unter http://labs.artandmobile.com/tiltshift/. Mit dem Online-Tool können Sie Ihre Fotos dort öffnen, online bearbeiten und anschließend wieder als Kopie auf Ihrer Festplatte speichern.
Wie fotografiert man „Nebelwasser“?
Die Verschlusszeit manuell einstellen zu können, ist ein wichtiges kreatives Werkzeug, das eine Spiegelreflexkamera bietet. So können Sie durch unterschiedliche Belichtungszeiten nämlich ganz bewusst die Bildwirkung verändern. Ein schönes Beispiel hierfür ist das Fotografieren von fließendem Wasser – zum Beispiel einem Bach oder einem Wasserfall. Mit einer kurzen Belichtungszeit werden Sie gestochen scharfe Wassertropfen auf Ihrem Bild zu sehen bekommen. Dass auf dem Motiv Wasser fließt sieht man jedoch nicht. Um Wasser fließend wirken zu lassen, müssen sich die Wassertropfen sozusagen verbinden. Und dies erreichen Sie durch den Einsatz längerer Belichtungszeiten. Die Bewegungsunschärfe sorgt für ein sichtbar fließendes Wasser – ein toller Effekt! Je länger die Belichtungszeit, desto stärker der Effekt im Übrigen. Wer dies auf die Spitze treibt, sieht auf seinem Foto gar kein Wasser mehr, sondern eine Form von Nebelschwaden, die durch das Motiv ziehen. Auch eine attraktive Motivmöglichkeit!
Wie können auch Einsteiger mit der Schärfentiefe spielen?
Bildbereiche bewusst unscharf darzustellen ist das Privileg von Fotografen, die hochwertige DSLRs, System- oder Bridgekameras einsetzen. Allerdings nutzen diese Möglichkeit trotzdem viele Einsteiger und Umsteiger nicht, da Sie vor dem Fotografieren mit anspruchsvolleren Aufnahmeprogrammen noch zurückschrecken. Dabei bietet selbst die Vollautomatik kreative Möglichkeiten. Wollen Sie beispielsweise eine Bildebene bewusst scharf und eine andere unscharf stellen, visieren Sie im Sucher ein Objekt in der entsprechenden Entfernung an und drücken Sie den Auslöser halb durch und stellen Sie die Kamera damit scharf. Erst dann schwenken Sie zu Ihrem eigentlichen Motiv. Die Kamera nutzt jetzt für das neue Motiv die gespeicherte Blenden und Verschlusskombination – also auch die entsprechende Schärfentiefe. Durch diesen kleinen Trick können Sie auch in der Vollautomatik ohne manuelle Einstellungen kreativ fotografieren.
Wie kann man mit der Perspektive spielen?
Wenn Sie mit Ihrer DSLR fotografieren, stehen Sie normalerweise bei fast jedem Foto und halten die Kamera auf Augenhöhe. Die daraus resultierende Perspektive nennt sich folgerichtig auch Normalperspektive, weil das Bild und die Perspektive unserem Blickfeld entsprechen. Wenn allerdings alle Fotos mit dieser Perspektive fotografiert werden, wirken die Fotos langweilig und ausdruckslos. Variieren Sie bewusst die Perspektive beim Fotografieren. Gehen Sie in die Hocke, legen Sie die Kamera beim Fotografieren auf einen Mauervorsprung oder legen Sie sich vor einem Blumenbeet ins Gras. Wenn sich die Perspektive verändert, verändert sich auch das aufgenommene Bild. Nutzen Sie diese Möglichkeit und verlassen Sie regelmäßig die gewohnte Normalperspektive!