Fotografieren ist in der Regel eine statische Angelegenheit: Motiv aussuchen, Einstellungen wählen, abdrücken. Nicht so beim Zoomeffekt, denn hier endet die Arbeit nicht schon, nachdem der Auslöser gedrückt wurde – dann fängt sie gerade erst an!
Der Zoomeffekt als Fototechnik dürfte wahrscheinlich vielen kein Begriff sein. Deutlich bekannter ist die Technik im Film – auch wenn sie hier eine völlig andere Vorgehensweise beschreibt. Der Zoomeffekt bei Kinofilmen beschreibt. eine Aufnahme, bei der die Kamera während des Drehs auf Schienen nach vorne oder hinten fährt, während gleichzeitig gegenläufig gezoomt wird. Für die Kameraleute bedeutet das Schwerstarbeit, denn es gilt, exakt das Tempo der Kamerafahrt auch beim Zoomen einzustellen. Als Ergebnis erhält man einen verblüffenden, oftmals bedrohlich wirkenden Effekt. Objekte im Vordergrund bleiben gleich, doch scheint sich der Abstand von Vorderund Hintergrund zu vergrößern beziehungsweisëzu verkleinern. In der Fachsprache wird dieser Effekt Dolly-Zoom oder auch Vertigo-Effekt genannt. Erfunden hat ihn der Regie-Großmeister Alfred Hitchcock im Psychothriller „Vertigo“ im Jahr 1958.
Wie wirkt der Zoomeffekt auf ein Motiv?
Nun hat der Zoomeffekt in der Fotografie wenig mit bedrohlichen Wirkungen zu tun, und auch gegenläufige Bewegungen werden nicht als optischer Trick genutzt. Trotzdem gibt es Ähnlichkeiten, denn auch hier wird der Zoom während der Aufnahme zur Bildmanipulation eingesetzt. Doch was heißt das konkret? In der Theorie recht simpel: Sie stellen auf ein Motiv scharf, indem Sie den Auslöser halb durchdrücken, und zoomen anschließend während der Aufnahme aus dem Bild heraus. So verkleinern Sie also während des Fotografierens die Brennweite. Dieser Zoomeffekt führt zu sogenannten Geisterbildern. Motive in der Bildmitte werden Richtung Bildrand verschoben beziehungsweise verwischt. Je weiter außen die Elemente liegen, desto stärker wirkt der Effekt. Wie spektakulär dieser Zoomeffekt in der Praxis wirken kann, zeigen Ihnen die Beispielbilder in diesem Artikel.

Der Zoomeffekt ist ein tolles Werkzeug für kreative Fotografen Foto: Sergej23 / pixelio.de
Kann man auch tagsüber einen Zoomeffekt erzeugen?
Scharfzustellen und anschließend während der Aufnahme zu zoomen, hört sich simpel an. In der Praxis ist es das aber natürlich nicht. Zunächst einmal braucht man das nötige Equipment. Ein absolutes Muss ist eine Kamera mit einem mechanischen Zoom. Denn digitale Kompaktkameras mit elektronischem Zoom sperren diesen automatisch, sobald der Aufnahmeknopf gedrückt ist. Nutzer von digitalen Spiegelreflexkameras, Bridgekameras und spiegellosen Systemkameras hingegen verändern die Brennweite einfach durch das Drehen am Objektivrad – hier ist das Fotografieren mit Zoomeffekt deshalb problemlos möglich. Wenn Sie den Zoomeffekt einmal selbst in der Praxis ausprobieren wollen, starten Sie optimaler Weise mit einer Nachtaufnahme oder Motivsituationen mit wenig Umgebungslicht. Um einen eindrucksvollen Zoomeffekt zu erzielen, ist es nötig, dass Sie mit einer verlängerten Belichtungszeit fotografieren. Grundsätzlich gilt: Je länger die Belichtungszeit und das parallele Verändern der Brennweite, desto stärker der Effekt. Aus diesem Grund sind Aufnahmen mit Zoomeffekt tagsüber problematisch – hier würden Sie bei langen Belichtungszeiten völlig überbelichtete Fotos erzielen. Wer trotzdem bei hellem Umgebungslicht fotografieren will, kann den Lichteinfall durch den Einsatz eines ND-Filters verringern.
Wie fotografiert man mit Zoomeffekt?
Spannende Motive für Fotos mit Zoomeffekt finden sich vor allem in der nächtlichen Großstadt. Der Effekt wirkt immer dann spektakulär, wenn sich auf einem Bildmotiv viele Lichtquellen befinden, die durch den Effekt richtig um den Bildrand wandern. Wenn Sie solche Fotos machen wollen, nehmen Sie Ihr Stativ mit. Je längen die Belichtungszeit, desto größer die Gefahr, dass Sie beim Fotografieren aus der Hand die Aufnahmen verwackeln und unbrauchbar machen. Haben Sie ein spannendes Motiv gefunden, geht es an die Kameraeinstellungen. Stellen Sie Ihre Kamera auf Programmautomatik oder den manuellen Modus. Wichtig ist, dass trotz langer Belichtungszeit nicht zu viel Licht auf den Bildsensor fallen darf. Je nach Intensität der Lichtquellen sollten Sie also eine kleine Blendenöffnung einstellen. Die Belichtungszeit können Sie variieren – je nachdem, wie ausgeprägt der Effekt sein soll. Grundsätzlich gilt: Während der kompletten Belichtungszeit müssen Sie manuell die Brennweite in konstantem Tempo verringern. Je kürzer also die Belichtungszeit, desto schneller müssen Sie aus dem Bild herauszoomen. Pauschal gültige Tipps für Belichtungszeit und Blende können wir Ihnen leider nicht an die Hand geben – dies ist abhängig vom jeweiligen Motiv und natürlich von der Stärke des Effekts, den Sie erzielen wollen. Ansonsten gilt: Suchen Sie sich ein attraktives Motiv, wählen Sie eine Brennweite von mindestens 50 mm und zoomen Sie während der Belichtungszeit konstant bis zum maximalen Weitwinkel Ihres Objektivs. Doch Vorsicht: Vermeiden Sie beim Anschlag unbedingt Erschütterungen!
Wie kann man Einfluss auf das Bildergebnis nehmen?
In der Regel ist ein niedriger ISO-Wert – etwa 100 – für das Fotografieren mit Zoom-Effekt optimal. Logisch, schließlich will man die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors nicht auch noch anheben! Aber keine Regel ohne Ausnahme: Mit unterschiedlichen Kameraeinstellungen haben Sie die Möglichkeit, bei ein und demselben Kameramotiv zu attraktiven Ergebnissen zu kommen. So können Sie beispielsweise Ihre gewünschte Zeit-Blenden-Kombination möglich machen, indem Sie den ISO-Wert entsprechend anheben. Ist trotz kleiner Blendenöffnung nur eine relativ kurze Belichtungszeit möglich, heißt es aber schnell, gleichmäßig die Brennweite zu verändern.
Pingback (Kurzfassung): Dynamische Mountainbike-Fotos - Sportfotografie Stefan Wiede
Hier eine Frage:
Wie kann ich beim Handy-samsung
J 5 beim Fotografieren zoomen ?
Mit zwei Fingern das gewünschte Bilddetail auf dem Touchscreen auseinanderziehen.