Wer häufig mit identischen Kameraeinstellungen fotografiert, wünscht sich sicherlich ein Aufnahmeprogramm, bei dem alle nötigen Werte und Einstellungen bereits vorgegeben sind. Genau deshalb bieten viele hochwertige DSLRs und Systemkameras benutzerspezifische Modi. Wir stellen Ihnen das Prinzip dahinter vor.
Nicht nur als professioneller Fotograf wählt man für jede neue Aufnahmesituation eine ebenfalls neue, optimale Kameraeinstellung. Logisch, schließlich macht es wenig Sinn, mit identischen Einstellungen zunächst ein Produktfoto und anschließend ein Sportfoto aufzunehmen. Dementsprechend würde ein Modus, in dem man bevorzugte Kameraeinstellungen speichern kann, vordergründig wenig Sinn machen. Vordergründig! Viele hochwertige DSLRs, Systemkameras und auch einige Edel-Kompakte bieten auf dem Moduswahlrad neben den obligatorischen Programmen wie der Voll-, der Blenden- und der Zeitautomatik auch Einstellungen an, die „C1“, „C2“, und „C3“ genannt werden. Dahinter versteckt sich keine neuentwickelte Halbautomatik, sondern ein Aufnahmeprogramm, das Sie ganz nach Ihren Wünschen mit Leben füllen können. Das „C“ steht hierbei für „Custom“ – also Kunde oder Benutzer. Folglich werden diese Modi im Deutschen auch „benutzerspezifische Programme“ genannt. Bei einigen Kameramodellen finden Sie diese Einstellmöglichkeiten im Übrigen unter „U1“, „U2“ und fortlaufend. Das „U“ steht dabei für „User Settings“ – ansonsten ist das Prinzip identisch.
Wofür braucht man benutzerspezifische Einstellungen?
Diese benutzerspezifischen Programme können Sie frei programmieren. Das Prinzip ist dabei sehr simpel. Sie wählen alle gewünschten Kameraeinstellungen aus und speichern diese. Anschließend müssen Sie nur noch das Moduswahlrad auf das entsprechende Programm stellen und können sofort mit den gespeicherten Einstellungen fotografieren. Für viele Fotografen stellt diese Möglichkeit eine echte Arbeitserleichterung dar. Dann nämlich, wenn häufig mit ähnlichen Kameraeinstellungen fotografiert wird. Und hierfür gibt es eine Menge möglicher Anwendungsbeispiele. Ein typisches Beispiel dafür, wie man von selchen benutzerspezifischen Modi profitieren kann, stellen Aufnahmen von Belichtungsreihen dar. Bei den meisten Kameras ist das Einstellen solcher Belichtungsreihen recht mühselig. So müssen Sie zunächst den Aufnahmemodus von Einzel- auf Serienbild umstellen. Anschließend legen Sie den Umfang der Belichtungsreihe und die Anzahl der Fotos, die aufgenommen werden sollen, in einem separaten Menü fest. Wer sich solche Umwege künftig sparen will, kann diese Funktion einfach als eine seiner benutzerspezifischen Modi hinterlegen. Anschließend genügt ein Umstellen des Wahlrads auf diesen Modus, um mit den gewünschten Einstellungen eine Belichtungsreihe aufnehmen zu können.
Nutzt man benutzerspezifische Einstellungen auch für Studioaufnahmen?
Gern genutzt werden benutzerspezifische Modi auch von Studiofotografen. Hier muss häufig mit ähnlichen, teilweise mit identischen Kameraeinstellungen fotografiert werden. Wenn beispielsweise bei gleichbleibender Beleuchtung regelmäßig Produktfotos aufgenommen werden sollen, macht es Sinn, diese nicht jedes Mal aufs Neue einstellen zu müssen. So muss beispielsweise der Weißabgleich nur noch einmal durchgeführt werden. Ansonsten müsste der Fotograf jedes Mal aufs Neue seiner Kamera „erklären“, was sie für „weiß“ halten soll. Wenn es nur um den Weißabgleich geht, können Sie im Übrigen auch anders vorgehen – dazu später mehr!
Werden bei den Customer Settings Blende und Verschlusszeit eingestellt?
Mit den Customer- und User-Settings sollen im Übrigen keineswegs konkrete Belichtungseinstellungen für Fotos gespeichert und reproduziert werden. Es geht also nicht darum, eine Zeit-Blenden-Kombination auszuwählen, zu speichern und auf neue Motive anzuwenden. Dies würde in der Praxis meist auch wenig Sinn machen. Stattdessen können Sie sämtliche allgemeingültigen Einstellungen vornehmen und speichern. Dabei wählen Sie für das gewünschte Belichtungsprogramm wie gewohnt alle Einstellungen aus. Schritt für Schritt werden Sie dabei zum Beispiel bei einer Nikon DSLR durch alle Einstellmöglichkeiten geführt. Geben Sie falls gewünscht Belichtungskorrekturwerte ein und aktivieren Sie das gewünschte Autofokus-Messfeld. Nehmen Sie außerdem die Einstellungen für den erforderlichen Autofokus-Modus vor, wie beispielsweise den kontinuierlichen Autofokus. Im Menü werden die vielen verfügbaren Einstellungen auf unterschiedlichen Registerkarten bereitgestellt. Stellen Sie daher zunächst im Aufnahme-Menü alle Werte so ein, wie sie für den geplanten Themenbereich erforderlich sind. So könnten Sie hier zum Beispiel die Einstellungen für die Bildgröße und -qualität oder die Weißabgleicheinstellungen festlegen. Auch die Einstellungen für die kamerainterne Bildoptimierung werden in diesem Menü festgelegt. Außerdem bestimmen Sie hier, ob eventuell Effekte zugefügt werden sollen.
Was sind Individualfunktionen?
Nicht jede Kamera bringt eigene Modi auf dem Programmwahlrad mit, die Sie frei belegen können. Doch auch wenn Ihr Modell solche Funktionen nicht anbietet, können Sie auf Unterstützung hoffen, mit denen sich wiederkehrende Einstellungen bequem vornehmen lassen. Helfen können zum Beispiel die sogenannten Individualfunktionen, die viele Kameras mitbringen. Dahinter versteckt sich dann zwar kein vollwertiges Aufnahmeprogramm, das Sie einstellen können, doch hilfreich sind solche Tasten nichtsdestotrotz. Individualfunktionen können Sie nämlich nach Ihren Wünschen mit einem Kameramenü verknüpfen. Fotografieren Sie beispielsweise gerne Belichtungsreihen, könnten Sie den Menüpunkt „Auto Bracketing“ auf solch eine Taste legen.
Wie erstellt man ein eigenes Menü?
Eine weitere Hilfsmöglichkeit stellen komplette Menüs dar, die Sie nach eigenen Wünschen mit Funktionen füllen können. Häufig sind die Menüs der Kameras sehr verschachtelt und die Direktwahltasten wichtiger Einstellungen auch nicht sonderlich benutzerfreundlich angeordnet und beschriftet. Aktuelle DSLRs bieten Ihnen jedoch die Möglichkeit, ein eigenes Kameramenü zusammenzustellen und dort alle wichtigen Einstellungen, die Sie regelmäßig vornehmen und verändern müssen, übersichtlich unterzubringen. Die kann zum Beispiel die Belichtungsreihenautomatik, das Dateiformat oder der ISO-Wert sein. Canon nennt diese Funktion „My Menu“. Im Auslieferungszustand der Kamera ist dieses Menü noch leer – Sie können es nach Ihren Bedürfnissen mit Inhalten füllen. Wie das funktioniert, erfahren Sie im Workshop in dieser Lektion.
Was bedeutet „User Presets“?
Neben den benutzerspezifischen Modi, den Individualfunktionen und den frei zusammenstellbaren Kameramenüs stellen die „User-Presets“ wertvolle Hilfen beim Fotografieren dar. Hierbei können Sie einzelne Kameraeinstellungen speichern und anschließend jederzeit wieder aufrufen. Eine solche Preset-Möglichkeit finden Sie beispielsweise bei fast allen hochwertigen Kameras bei der Auswahl des Weißabgleichs. Neben dem automatischen, einigen Voreinstellungen und dem manuellen Weißabgleich können Sie so auf einen gespeicherten Wert zurückgreifen. Letztendlich stellen die benutzerspezifischen Modi, die Individualfunktionen, die frei gestaltbaren Menüs und auch die Presets wertvolle Hilfen für diejenigen Fotografen dar, die häufig manuelle Einstellungen vornehmen. Wer hauptsächlich in der Vollautomatik fotografieren, wird von diesen Funktionen nur wenig profitieren. Alle, die ansonsten jedes Mal aufs Neue durchs Kameramenü irren müssen, werden die individuellen Speichermöglichkeiten jedoch sicherlich zu schätzen wissen.