Für viele spiegellose Systemkameras und DSLRs werden inzwischen mindestens ein Fisheye-Objektiv angeboten. Diese Spezialobjektive tragen nicht nur einen merkwürdigen Namen, sondern sehen auch so aus. Und irgendwie merkwürdig sind auch die Bilder, die mit ihnen aufgenommen wurden.
Wenn man sich ein neues Kamerasystem zulegt, braucht man natürlich auch passende Objektive. Die meisten greifen dabei erst einmal zu einem Universalzoom. Ergänzt wird dies noch durch die eine oder andere Festbrennweite. Wer für sein fotografisches Hobby ein größeres Budget zur Verfügung hat, entscheidet sich möglicherweise noch für hochwertige Weitwinkel- und Teleobjektive. Doch egal, wie Ihre Erstkollektion auch aussehen mag. Ein Objektiv wird dabei garantiert nicht dabei sein: ein Fisheye-Objektiv.
Was sind Fisheye-Objektive?
Fisheye-Objektive haben ihren Namen alles andere als zufällig verliehen bekommen. Die Linse dieser Spezialobjektive ist nach außen gewölbt, was eine größere Rundumsicht ermöglicht – ganz wie bei einem Fisch. Dementsprechend sind Fischaugenobjektive also Weitwinkelobjektive – aber keine gewöhnlichen. Während sich normale Weitwinkelobjektive meist in einem Brennweitenbereich zwischen 15 und 35 mm bewegen, sind die Brennweiten bei Fischaugen deutlich kürzer. Häufig unter 10 mm, teilweise sogar unter 5 mm! Dementsprechend groß ist der Bildwinkel, den sie einfangen können. Bis zu 180 Grad gewährleisten eine Panoramasicht, die keine andere Objektivklasse zu bieten hat. Bei solchen extremen Brennweiten ist es aber nicht verwunderlich, dass es bei der Bildwiedergabe zu Verzerrungen kommt. Dieses Phänomen tritt schließlich selbst bei gemäßigten Weitwinkelobjektiven auf. Bei Fischaugenobjektiven ist diese Verzerrung jedoch noch deutlich ausgeprägter. Fotos, die mit Fischaugenobjektiven aufgenommen worden sind und die noch nicht per Bildbearbeitung nachbearbeitet wurden, erkennt man auf den ersten Blick. Die Verzeichnung ist tonnenförmig. In der Mitte des Bildes stimmt die Linienführung noch, doch je weiter es Richtung Bildrand geht, desto stärker werden diese Linien gekrümmt.
Was ist der Unterschied zwischen diagonalen und zirkularen Fisheye-Objektiven?
Fisheye-Objektive werden in zwei unterschiedliche Typenklassen unterteilt: die diagonalen und die zirkularen Objektive. Diese unterscheiden sich vor allem beim Bildwinkel, den sie aufzeichnen können. Diesen Unterschied erkennt man jedoch erst auf den zweiten Blick, denn beide Typen erreichen einen maximalen Bildwinkel von 180 Grad. Mehr geht auch gar nicht, schließlich kann die Kamera nicht nach hinten gucken. Die diagonalen Fischaugenobjektive erreichen diesen Maximalwert jedoch nur in der Bilddiagonalen, nicht aber in der Horizontalen und der Vertikalen. Zirkulare Objektive hingegen bieten vollflächig einen maximalen Bildwinkel von 180 Grad an. Mit welchem Fischaugentyp ein Foto aufgenommen wurde, können Sie übrigens auf den ersten Blick erkennen. Bilder von zirkularen Objektiven sind kreisrund, die Bildränder sind abgedunkelt. Die Fotos wirken so, als hätte jemand durch das Bullauge eines Schiffes fotografiert. Aufnahmen von diagonalen Fischaugenobjektiven bieten hingegen ein vollformatiges Bild, wie man es von „normalen“ Fotos gewohnt ist.
Die Brennweitenangaben bei Fischaugenobjektiven beziehen sich im Übrigen wie bei allen anderen Objektiven auch immer auf das Kleinbildformat. Bei der Berechnung des tatsächlichen Bildausschnitts, der damit möglich wird, muss man deshalb bei Kameras mit Cropsensoren immer noch den Formatfaktor mit der Brennweitenangabe multiplizieren. Insbesondere bei MFT-Kameras mit einem Formatfaktor von 2 ergeben sich dadurch erhebliche Unterschiede im Vergleich mit anderen Kameras. De facto bieten die Fischaugenobjektive bei vielen Systemkameras die einzige Möglichkeit, Fotos mit einer (auf das KB umgerechneten) Weitwinkelbrennweite aufzunehmen.
Wofür braucht man Fisheye-Objektive?
Nachdem nun geklärt ist, was ein Fischaugenobjektiv ist, drängt sich natürlich die Frage in den Vordergrund, wofür man diese Spezialobjektive überhaupt brauchen kann. Grundsätzlich können Sie ein solches Objektiv natürlich für jedes Motiv einsetzen, das Ihnen einfällt. So werden beispielsweise sogar kreative Ganzkörper-Porträtaufnahmen gerne mit solchen Objektiven gemacht. Grund ist der witzige Effekt, dass die Proportionen des Körpers dabei recht eigenwillig dargestellt werden. Alles, was der Kamera nah ist, wird groß dargestellt. Alles andere im Verhältnis dazu hingegen viel zu klein! Das Haupteinsatzgebiet von Fisheyes ist aber natürlich nicht die Porträtfotografie. Stattdessen werden die Spezialisten vor allem für Panoramen eingesetzt – vorzugsweise für interaktive 360-Grad-Panoramen, bei denen sich der Bildbetrachter drehen und in alle beliebigen Richtungen schwenken und zoomen kann. Solche Panoramen lassen sich mit Fischaugenobjektiven aufgrund des großen Bildwinkels viel leichter erstellen als mit gewöhnlichen Objektiven, bei denen deutlich mehr Einzelaufnahmen erstellt und kombiniert werden müssten.
Gibt es Alternativen zu Fisheye-Objektiven?
Dass Fisheye-Objektive nicht zu den absoluten Verkaufsschlagern zählen, liegt natürlich vor allem daran, dass sie für einen sehr speziellen Einsatzzweck konzipiert sind. Aber nicht nur. Die Fischaugen sind nämlich meist alles andere als Schnäppchen. Nicht selten müssen Sie mit Kosten über 800 Euro rechnen. Billiger wird’s, wenn Sie statt eines Fisheye-Objektivs nur einen Fisheye-Converter verwenden – dann erzielen Sie auch den typischen Bildeffekt, profitieren jedoch nicht von dem unvergleichlichen Bildwinkel.