In analogen Zeiten war die Archivierung der Bilder noch eine überschaubare Aufgabe: Schuhkarton nehmen, beschriften, fertig! In der digitalen Welt stehen Ihnen deutlich mehr Sortiermöglichkeiten zur Verfügung – die Sie auch nutzen sollten.
Als man seine Fotos noch auf Filmen und nicht auf Speicherkarten aufnahm, kam man aus Urlauben selten mit mehr als 100 Bildern zurück. Schließlich kostete jeder Abzug bares Geld – da überlegte man sich zweimal, ob man ein und dasselbe Motiv dutzendweise in verschiedenen Variationen aufnehmen soll.
Um Kosten für Abzüge muss man sich heute keine Gedanken mehr machen. Dank gigantisch großer Speicherkarten lässt es sich nach Herzenslust knipsen. Die Aufnahmen landen anschließend auf der heimischen Speicherkarte, die besten davon werden möglicherweise zusätzlich als Papierausdruck oder in Fotobüchern verewigt.
Diese Sorglosigkeit beim Fotografieren hat allerdings den Nebeneffekt, dass sich innerhalb weniger Jahre ein riesiges Bildarchiv auf der Festplatte aufbaut – mit einer Bilderzahl, die bei vielen in fünfstellige Höhen ansteigt. Und das stellt Sie als Digitalfotografen vor ganz neue Herausforderungen!
Wo speichern Sie Ihre Fotos?
Wenn man sich beim Überspielen seiner Digitalfotos allein auf den Windows-Bildimport verlässt, dürfte sich das Bildarchiv bald als kaum noch zu durchschauendes Chaos präsentieren. Denn standardmäßig werden alle Fotos in der Bibliothek unter „Eigene Bilder“ gespeichert. Fertig! Das Problem an dieser Vorgehensweise zeigt sich, wenn Sie Jahre später nach einem ganz bestimmten Bild suchen, von dem Sie nicht mehr genau wissen, in welchem der Sommerurlaube es aufgenommen wurde.
Das Bild in der Windows-Bibliothek zu finden, dürfte dann ähnlich schwer sein wie die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen.
In Bilddateien finden sich jede Menge Informationen
Ein eigenes Bildarchiv anzulegen und zu organisieren, hat den Zweck, dass Sie gezielt nach bestimmten Fotos suchen können und diese innerhalb von Sekunden angezeigt bekommen. Dabei beschränken sich die Möglichkeiten nicht nur wie in analogen Zeiten auf das Beschriften gesamter Bilderreihen, sondern auf das Indizieren jedes einzelnen Fotos.
Dazu wird die Eigenschaft genutzt, dass Fotodateien viel mehr Informationen beinhalten können als nur das Bild. Wenn Sie einmal auf einem Windows-PC mit der rechten Maustaste auf ein Foto und anschließend auf „Eigenschaften“ und „Details“ klicken, werden Sie feststellen, dass hier jede Menge Details zur Entstehung des Fotos zu finden sind.
Mit welcher Kamera wurde das Foto aufgenommen, welches Aufnahmeprogramm gewählt, welche Blende und Verschlusszeit eingestellt und mit welcher Brennweite wurde fotografiert? Diese und noch viele weitere Informationen speichert Ihre Kamera automatisch bei der Aufnahme eines Bildes in der jeweiligen Fotodatei.
Was sind Exif- und IPTC-Daten?
Diese spezifischen Bildinformationen finden sich in den sogenannten Exif-Daten einer Bilddatei. Hier werden die als Metadaten bezeichneten Informationen abgespeichert. Diese Daten sind für die Archivierung von Fotos zunächst einmal wenig nützlich, schließlich werden Sie meistens nicht gezielt nach allen Bildern suchen wollen, die mit 200 mm Brennweite oder mit einer bestimmten Verschlusszeit aufgenommen wurden. Interessant sind jedoch das Aufnahmedatum und die Aufnahmezeit. Beides wird ebenfalls gespeichert.
Viel wichtiger ist aber die Möglichkeit, diese Metadaten nachträglich durch eigene Informationen zu ergänzen. Manuell können Sie noch Ihre Bilddateien durch sogenannte IPTC-Daten ergänzen. So können Sie Stichwörter eingeben, was auf den Bildern zu sehen ist, zwischen verschiedenen vordefinierten Bildkategorien wählen, den Aufnahmeort eintragen, dem Foto einen Titel geben, beschreibende Sätze hinterlegen und sich selbst als Fotografen eintragen.
All dies zusammengenommen ist für die professionelle Organisation eines Bildarchivs Gold wert, denn so wird jede Aufnahme für Ihre Bildverwaltungssoftware transparent.
Das Bildarchiv mit Tags sortieren
Der entscheidende Vorteil der Exif- und IPTC-Daten ist, dass alle gängigen Bildbearbeitungs- und -verwaltungslösungen diese auslesen und bearbeiten können. Dies ermöglicht auch, dass Sie selbst eingetragene Stichwörter als Suchbegriffe nutzen können. Nehmen wir einmal an, Sie hätten alle Ihre Urlaubsbilder ganz simpel mit dem Stichwort „Urlaub“ versehen. Per IPTC-Suche könnten Sie nun ganz bequem „Urlaub“ eingeben und bekämen alle passenden Bildtreffer angezeigt – egal, wann diese Aufnahmen entstanden und wo die Bilder abgespeichert sind.
Die Möglichkeiten der digitalen Bildverwaltung sind mit diesem einfachen Beispiel noch nicht mal annähernd ausgeschöpft.
So verwalten Sie Ihr Bildarchiv wie ein Profifotograf
Wirklich interessant wird die professionelle Archivierung von Fotos, wenn man die Möglichkeiten der IPTC-Daten konsequent nutzt. So sind Sie keineswegs darauf beschränkt, nur ein einziges Stichwort als Suchbegriff in einer Bilddatei zu hinterlegen. So könnte, um beim Beispiel zu bleiben, ein Foto mit „Urlaub, Mallorca, Palma, Kathedrale, Kirche, Architektur“ gekennzeichnet werden.
Natürlich lässt sich die Suche einer Bildverwaltung so nutzen, dass nur Fotos angezeigt werden, die zwei oder mehr passende Suchbegriffe aufweisen. So könnten Sie sich also innerhalb von wenigen Sekunden alle Fotos von Kirchen, die Sie in Ihren Urlauben fotografiert haben, anzeigen lassen. Dazu genügt die Suche nach „Kirche, Urlaub“.
Wenn man dieses Potenzial weiterdenkt, wird einem schnell klar, dass man dank IPTC jedes jemals aufgenommene Bild problemlos wiederfinden kann – wenn man bei der einmaligen Indizierung sorgfältig gearbeitet hat.
Wie organisiert man sein Bildarchiv in der Praxis?
Wie man sich schon denken kann, hat solch eine Bildverwaltung auch einen Nachteil, den man nicht verschweigen darf: Das Indizieren, also das Versehen jedes einzelnen Fotos mit Stichwörtern, ist sehr zeitaufwändig. Dafür muss man sich nur vorstellen, welchen Aufwand es bedeutet, nach einem dreiwöchigen Sommerurlaub Tausende von Fotos mit passenden Schlagwörtern zu versehen.
Zwar bieten professionelle Bildverwaltungslösungen wie Photoshop Elements* die Option, komplette Bilderserien mit identischen Stichwörtern zu versehen, doch dies ersetzt leider nicht den kompletten manuellen Arbeitsaufwand. Schließlich würde es dem Sinn einer Indizierung widersprechen, wenn alle Urlaubsbilder ausschließlich mit identischen Stichwörtern versehen würden.
Eine wirkliche Hilfe sind jedoch die „Schnell-Tags“, die beispielsweise Google Picasa anbietet. Leider entwickelt Google sein Bildverwaltungsprogramm aber schon seit einigen Jahren nicht mehr weiter.
Bei den Schnell-Tags können Sie Stichwörter, also Tags, die Sie häufig benutzen, Schaltflächen im Programm zuordnen. So müssen Sie anschließend bei der Indizierung nur noch auf „Porträt“ oder „Landschaft“ klicken, um diese Stichwörter in die Exif-Daten zu schreiben, und müssen sie nicht jedes Mal aufs Neue von Hand eintippen. Wer Tausende von Bildern indizieren muss, wird diese Arbeitserleichterung definitiv zu schätzen wissen.
Welche Tags soll man auswählen?
Sobald man die Entscheidung getroffen hat, eine professionelle Bildverwaltung anzulegen, stellt sich als Nächstes die Frage, wie man bei der Auswahl der Suchbegriffe und auch in Bezug auf die Anzahl der Suchbegriffe pro Bild vorgehen sollte. Letztendlich ist dies natürlich vor allem eine Frage des Aufwands, den man sich selbst machen möchte. Zu viele Stichwörter pro Bild kann man kaum anlegen, zu wenige hingegen schon.
Wer seine Bilder ausschließlich mit „Porträt“, „Landschaft“, „Innenaufnahme“ und „Architektur“ indiziert, kann sich dies auch sparen, denn so hat das Taggen, so nennt man die Verschlagwortung von Bildern, keinen wirklichen Nutzen. Überlegen Sie sich stattdessen Oberbegriffe, die Ihre Bilder grob in verschiedene Kategorien unterteilen. Dabei könnten die gerade vorgestellten Begriffe durchaus als Orientierung dienen. Ergänzt werden müssen solche Begriffe aber immer durch Stichwörter, die auf spezifische Bildinformationen hinweisen.
Bei einem „Porträt“ wären dies zum Beispiel der Name der Person, der Aufnahmeort und ein Hinweis auf „indoor“ oder „outdoor“ sowie gestalterische Informationen (Katzenaugen-Effekt, Color-Key, Weitwinkel, Schwarzweiß etc.). Grundsätzlich helfen Ihnen immer konkrete beschreibende Informationen, nicht aber bewertende Hinweise wie „schön“, „gelungen“ oder ähnliches.
Versuchen Sie sich bei der Indizierung Ihrer Bilder in die Rolle des Suchenden hineinzuversetzen: Welche Suchbegriffe würden Ihnen bei dem Gedanken an dieses spezielle Bild einfallen?
Der Zweck entscheidet
Die Frage, wie viel Arbeit man sich letztendlich mit der Erstellung seiner Bildverwaltung macht, impliziert auch, wofür man diese später nutzen will. Professionelle Fotografen, die mit ihren Aufnahmen Geld verdienen, sind auf eine umfangreiche Verschlagwortung zwingend angewiesen, da Fotos deren Kapital sind und ein Chaos in der Verwaltung verheerende Folgen hätte.
Für Hobbyfotografen gilt dies nicht. Hier wäre ein mühsames Suchen nach einem bestimmten Bild einfach nur lästig. Doch wann kann sich eine mit großer Mühe erstellte Verwaltung überhaupt auszahlen?
Beispiele hierfür gibt es jede Menge. Ein Knopfdruck genügt, um sich alle Fotos anzeigen zu lassen, auf denen eine bestimmte Person zu sehen ist. Ein Mausklick genügt, um alle Bilder aufzurufen, die an einem ausgewählten Ort entstanden sind. Sie können sich zu jedem gewünschten Motiv oder zu jeder ausgewählten Kategorie alle passenden Fotos anzeigen lassen, die Sie je aufgenommen haben!
Automatisch Gesicherter erkennen
Neben der manuellen Indizierung helfen viele Bildverwaltungsprogramme zudem mit weiteren nützlichen Features. Die Freeware Google Picasa etwa bringt eine automatische Gesichtserkennung mit, die für das Zuordnen von Bildern zu Personen sehr hilfreich ist. So „erklären“ Sie dem Programm einmalig, wer auf einem Bild abgebildet ist, und Picasa scannt automatisch Ihre komplette Bilddatenbank und sucht nach Fotos mit Übereinstimmungen.
Alle passenden Fotos sammelt das Programm als Vorschläge, die Sie mit einem Klick auf ein grünes Häkchen bestätigen – oder mit einem roten X-Symbol als fehlerhaft zugeordnet ablehnen.
Dank dieses automatischen Scannens sparen Sie beim Zuweisen von Bildern zu Personen viel Zeit. Diese Gesichtserkennung ist standardmäßig aktiviert. Wer sie also nicht nutzen will, muss sie unter „Tools/Optionen/Name-Tags“ deaktivieren.
Geodaten zur Archivierung nutzen
Eine weitere attraktive Möglichkeit, seine Bilder ohne großen Aufwand sinnvoll mit Stichwörtern zu versehen, ist das Geotagging. Beim Geotagging werden in den Fotos exakte Informationen zum Aufnahmeort gespeichert. Dabei kommen keine Ortsnamen oder Ähnliches zum Einsatz, sondern GPS-Koordinaten. So kann also auf wenige Meter genau rekapituliert werden, wo eine Aufnahme entstanden ist.
Seine Vorzüge spielt diese Technik vor allem dann aus, wenn Sie in Kombination dazu mit Programmen wie Google Earth arbeiten. Dann genügt ein Klick auf einen Ort – beispielsweise New York -, und Sie bekommen einen Überblick über alle Ihre Aufnahmen, die dort entstanden sind – egal, wann diese aufgenommen wurden und wo auf Ihrer Festplatte diese lagern.
Einige Kameras bringen einen integrierten GPS-Empfänger mit und speichern Ortsinformationen automatisch. Insbesondere für reisefreudige Landschaftsfotografen sind Geotagging-Lösungen bei der Verwaltung des Bildarchivs nützlich und praktisch!
Logger und manuelles Taggen
Sollte Ihre Kamera keinen GPS-Empfänger und keine automatische Geotagging-Funktion mitbringen, können Sie stattdessen auf die Hilfe eines GPS-Loggers setzen. Dieser ist in etwa so groß wie ein Piepser, den man von Krankenhausärzten kennt. Man nimmt diesen Logger einfach mit auf seine Fototour und aktiviert ihn zu Anfang.
In regelmäßigen Intervallen speichert das Gerät anschließend Ihren aktuellen Standort. Wenn Sie anschließend Ihre Bilder auf den PC übertragen, werden die GPS-Daten ebenfalls übertragen und mit den Fotos abgeglichen.
Die dritte Möglichkeit ist das manuelle Geotagging. Hier weisen Sie Ihren Fotos von Hand den Aufnahmeort zu, indem Sie auf den entsprechenden Ort auf dem Stadtplan klicken.