Viele ambitionierte Fotografen greifen für den Workflow der digitalen Bildbearbeitung zu Lightroom von Adobe. Mit Lightzone, ehemals mit einem Verkaufspreis von über 100 Euro im Handel ausgezeichnet, haben Sie jetzt eine völlig kostenlose Alternative zur Verfügung. Wir haben uns angeschaut, was sie zu bieten hat.
Bei Bildbearbeitungsprogrammen mit professionellem Anspruch findet man neben den Produkten von Adobe nicht allzu viel Auswahl. Ein beliebter Bildeditor und Raw-Konverter, der als einer der wenigen wirklichen Alternativen zu Adobe Lightroom galt, war die Lösung Lightzone von Light Craft. Sollten Sie von diesem Programm noch nie oder zumindest in letzter Zeit nichts gehört haben, ist dies kein Wunder: Lightzone wurde vor rund zwei Jahren geschlossen und der Vertrieb von Lightzone eingesetzt. Grund war aber nicht der fehlende Erfolg des Software-Studios. Der Gründer und Entwickler Fabio Riccardi hatte sich stattdessen Apple angeschlossen. Mit etwas Verspätung hat er nun der Fangemeinde – der bisherigen und zukünftigen – von Lightzone einen Dienst erwiesen und den Quellcode von Lightzone freigegeben. Seitdem steht die aktuelle Version 4.0 somit unter Open Source und kann ohne Einschränkungen kostenlos genutzt werden.
Ehemals über 100 Euro teuer
Um sich zu verdeutlichen, welches Software-Schwergewicht jetzt auf einmal völlig kostenlos zu haben ist, gehen wir zunächst einmal rund zwei Jahre zurück. Ende 2011 galt Lightzone als eine der wenigen ernstzunehmenden Alternativen zu Lightroom. Rund 100 Euro kostete die damalige Version, also ähnlich wie die Referenzlösung von Adobe. Diese 100 Euro – Software ist nun also kostenlos zu haben, was schon Grund genug ist, sie sich einmal genauer anzuschauen. Lightzone (http://lightzoneproject.org/) ist ein englischsprachiges Programm, das für Windows, Mac und Linux erhältlich ist.
Etwas träge in der Bedienung
Lightzone wird häufig als Workflow- oder auch Verwaltungssoftware für Fotografen betitelt. Grundsätzlich stimmt das auch, doch der Schwerpunkt von Lightzone liegt eindeutig in den Bereichen Bildbearbeitung und Bildoptimierung. Startet man das Programm, fällt zunächst einmal etwas negativ auf, dass es recht schwerfällig startet. Selbst auf einem PC mit aktueller Hardware vergehen stolze 20 Sekunden, bevor sich die Programmoberfläche öffnet. Der Grund dafür könnte in der Programmstruktur liegen. Bei jedem Start wird die Bildbibliothek neu geladen, was bei großen Archiven durchaus zeitintensiv sein kann. Wie bereits erwähnt, arbeiten Sie bei Lightzone mit einer komplett englischsprachigen Oberfläche. Doch auch wer sich dieser Sprache nicht mächtig fühlt, wird mit dem Programm mühelos arbeiten können. Nach dem Programmstart befinden Sie sich automatisch im „Browse“-Modus. Auf der linken Seite finden Sie die gewohnte Ordneransicht von Windows, mit der Sie die Bilder, die Sie bearbeiten können, aufrufen können. Das aktuell aufgerufene Bild finden Sie in der Mitte in der Großansicht, den Inhalt des aufgerufenen Ordners in der Leiste unten. Auf der rechten Seite werden die Metadaten des aktuell von Ihnen ausgesuchten Bildes angezeigt. In punkto Bildverwaltung sind die Möglichkeiten des Programms schnell erklärt. Sie können die Metadaten der jeweiligen Bilder direkt in dieser Browse-Ansicht ändern. So können Sie das Foto beispielsweise anhand von Sternen bewerten, einen Titel vergeben oder den Aufnahmeort eintragen. Das war es dann aber auch schon. Fotografen mit großem Bildarchiv, die Lightzone nutzen möchten, werden also auf eine zusätzliche Bildverwaltungslösung zurückgreifen müssen.
Verlustfreie Bearbeitung
Lightzones Stärken liegen zweifellos in der Bildoptimierung und nicht in der Verwaltung. Häufig findet man in Beschreibungen des Programms im Internet auch die Klassifizierung „RAW-Konverter“. Aber auch das stimmt nur zum Teil. Tatsächlich können Sie mit dem Programm nicht nur JPG-Bilder bearbeiten, sondern auch RAW-Aufnahmen und diese anschließend konvertieren. Lightzone bietet aber einen deutlich größeren Funktionsumfang als die meisten klassischen RAW-Konverter. Die Bearbeitung von Bildern erfolgt grundsätzlich verlustfrei. Lightzone legt beim Aufrufen des „Edit“-Modus automatisch eine Bildkopie an. Das Original bleibt also grundsätzlich unangetastet. Dies gilt nicht nur für RAW-Dateien, sondern auch für JPG-Bilder, die Sie öffnen und optimieren wollen.
Der „Edit“-Modus
Sobald Sie im Browse-Modus ein Bild ausgesucht haben, das Sie optimieren wollen, können Sie es mit einem Klick auf „Edit“ beziehungsweise einem Doppelklick auf das Bild bearbeiten. Auf der linken Seite finden Sie dabei in der neuen Ansicht eine Auswahl sogenannter Styles. Das sind rund 40 Presets, die Sie per Mausklick auf das Foto anwenden können. Dazu zählen nicht nur Effektfilter, sondern auch Schwarzweiß-Konvertierer und Tonwertveränderungen. Diese Vorauswahl können Sie auch mit beliebig vielen eigenen Styles erweitern. Dabei übernimmt die Software alle von Ihnen vorgenommenen Bildveränderungen und speichert diese Einstellungen in Ihrem neuen Style – die Sie wiederum dann per Klick auf andere Bilder übertragen können. Sinn macht das beispielsweise, wenn Sie eine Vielzahl ähnlicher Bilder nach demselben Muster optimieren möchten.
Werkzeuge im Überblick
Wer sich nicht auf vorgegebene Styles bei der Bildoptimierung beschränken, sondern selbst Hand anlegen will, findet die entsprechenden Werkzeuge auf der rechten Seite. Diese Auswahl sieht zunächst noch ziemlich übersichtlich aus, denn lediglich ein einzelner Kasten verliert sich dort am oberen Bildrand. Hier finden Sie die Menüpunkte „Zones“, „Color Mask“, „Histogram“ und „Sampler“. Damit können Sie aber lediglich die Ansicht des aktuellen Vorschaubildes in Miniaturform verändern. Die tatsächlichen Werkzeuge befinden sich darunter. Im Einzelnen sind das die Auswahlpunkte „ZoneMapper“, „Relight“, „Sharpen“, „Gaussian Blur“, „Hue / Saturatition“, „Color Balance“, „White Balance“, „Black and White“, „Noise Reduction“, „Clone“, „Spot“ und „Red Eyes“. Klicken Sie auf eines der Werkzeuge, öffnet sich die entsprechende Dialogbox im freien Feld darunter. Je mehr Werkzeuge Sie in der Folge nutzen, desto voller präsentiert sich also auch der bislang noch verwaiste Bereich.
Das Zonensystem
Die meisten aufgeführten Bildbearbeitungswerkzeuge sollten Ihnen von vergleichbaren Lösungen bereits ein Begriff sein. Ausgenommen wahrscheinlich der ZoneMapper, der einer der Gründe ist, warum Lightzone zu einem der beliebtesten Programme bei vielen Profifotografen zählt. Der ZoneMapper unterteilt Ihr Bild in elf Helligkeitsbereiche. Grundlage dieser Technik ist das Zonensystem, das von Ansel Adams in den 1930er – Jahren erfunden wurde. Der Fotograf suchte damals nach einer Möglichkeit, den Kontrast seiner Schwarzweißaufnahmen zu optimieren. Damals hatte man mit denselben technischen Unzulänglichkeiten wie auch heute noch zu kämpfen. Der Film (heute der Bildsensor) kann den tatsächlichen Helligkeitsumfang eines Motivs nicht wiedergeben, sondern nur einen Ausschnitt abbilden. Problematisch wird dies vor allem bei Aufnahmen mit extremen Helligkeitsunterschieden – also zum Beispiel Fotos mit direktem Gegenlicht, oder Aufnahmen mit Spitzlichtern und sehr dunklen Bereichen. Folglich hatte man damals wie heute mit über- beziehungsweise unterbelichteten Bildbereichen zu kämpfen.
Elf Helligkeitszonen
Um den Kontrastumfang seiner Bilder erhöhen zu können, mussten die jeweiligen Bildbereiche unterschiedlich belichtet werden. Nur wie? Adams definierte hierfür elf Helligkeitszonen zwischen schwarz und weiß. Die Abstände zwischen diesen Zonen entsprechen jeweils einer Blendenstufe. Zweck dieser Unterteilung war ein sehr aufwändiges und kompliziertes Belichtungsverfahren, das es möglich machen sollte, bestimmte Zonen aufzuhellen oder abzudunkeln, in denen man sie einer anderen Zone zuordnete. So konnten unterbelichtete Bildstellen aufgehellt werden, ohne dass das komplette Bild aufhellen zu müssen.
Der ZoneMapper in der Praxis
Nach wie vor gilt das Zonensystem als wichtiges Instrument vieler Schwarzweißfotografen. Dass es aber nicht nur für solche Aufnahmen, sondern auch für Farbfotos sehr nützlich sein kann, beweist Lightzone mit seinem ZoneMapper. Das Funktionsprinzip entspricht dabei dem klassischen Vorbild von Ansel Adams. Das Foto, das Sie bearbeiten, wird in unterschiedliche Helligkeitszonen aufgeteilt – allerdings deutlich mehr als die von Adams vorgesehenen elf. Diese Ansicht ist in der Miniaturansicht des Bildes rechts oben unter „Zones“ übrigens auch voreingestellt. Rufen Sie den ZoneMapper auf, können Sie jede einzelne der sechszehn Helligkeitsstufen aufrufen und sich die entsprechenden Stellen, die gelb schraffiert dargestellt werden, anschauen. Der ZoneMapper dient aber natürlich nicht nur der Information, sondern auch der Optimierung. Und so können Sie ausgewählte Zonen per Klick in andere Zonen verschieben und dabei auch exakt einstellen, wie sich die Veränderungen auf benachbarte Zonen auswirken sollen. Diese Technik macht es somit möglich, sehr gezielt die Helligkeit einzelner Bildbereiche anzupassen und so den Kontrast zu optimieren.
Beschränkung auf Bildbereiche
Das Zonensystem dient bei Lightzone aber nicht nur der Optimierung von Helligkeitswerten, sondern kann auch für weitere partielle Bildbearbeitungsmaßnahmen genutzt werden. So können Sie beispielsweise auch die Farbsättigung von Bildelementen gezielt verändern, wenn Sie die Wirkung auf einzelne Zonen, die Sie zuvor auswählen beschränken. Das Bedienkonzept von Lightzone ist also ein völlig anderes als das klassische mit Gradiationskurven, Masken und Ebenen. Auch wenn das Konzept des Zonensystems vielleicht auf den ersten Blick etwas komplex und verwirrend erscheint – in der Praxis stellt es sich sehr schnell als intuitiv und sehr praktisch heraus. Schon nach kurzer Zeit werden Sie die Vorteile dieses Systems zu schätzen wissen. Garantiert!
Weiterverarbeitung der Bilder
Sobald die Bearbeitung eines Fotos abgeschlossen ist, können Sie mit der Weiterverarbeitung fortfahren. Neben der lokalen Speicherung des Bildes auf Ihrer lokalen Festplatte bietet Lightzone auch noch die Möglichkeit, diese direkt zu drucken, oder zu verschicken. Anders als man vielleicht annehmen könnte, führt Sie das Briefsymbol allerdings nicht zur Ihrem E-Mail-Client, mit dem Sie das aktuelle Bild versenden können, sondern zu einer Ordnerauswahl. Hier können Sie nämlich einstellen, in welchem Ordner bearbeitete Fotos grundsätzlich gespeichert werden sollen. Auch eine Konvertierungsmöglichkeit des Bildes in das JPEG und TIFF-Format mit individueller Einstellung des Komprimierungsgrades und der Farbtiefe bringt das Programm mit. Weitere Spielereien, wie man sie von Adobe Lightroom kennt, sucht man aber vergeblich. So werden Sie also darauf verzichten müssen, direkt aus dem Programm heraus ein Fotobuch, oder eine Videoshow zu erstellen. Das werden aber wohl die meisten verschmerzen können.
Eine Alternative?
In punkto Benutzerkomfort und Funktionsvielfalt kann Lightzone ohne Frage nicht mit Lightroom von Adobe mithalten. Will es wohl aber auch gar nicht, weil die Bereiche Verwaltung und Präsentation bewusst ausgeklammert werden. Lightzone 4 als vollwertige Alternative darzustellen, würde also an der Wahrheit vorbeigehen. Auch gibt es viele Programme, die Standardoptimierungen für ungeübte Nutzer, die nur ein wenig Feintuning für ihre Bilder wollen, deutlich komfortabler erledigen. Doch trotz allem ist Lightzone eine hochinteressante Lösung, die nicht nur deshalb Aufmerksamkeit verdient, weil sie jetzt kostenlos ist. Grund dafür ist das Zonensystem, das in der Praxis wahrlich für beeindruckende Ergebnisse bei der Optimierung des Helligkeitskontrastes sorgt. Vergleichbare Möglichkeiten bieten die meisten anderen Programme in diesem Bereich nicht. Das Zonensystem stellt zudem in vielen Fällen eine Alternative zur DRI- und HDR-Bearbeitung dar, die oftmals nur angewandt wird, weil der Kontrastumfang eines Bildes mit einem Foto nicht ausreichend dargestellt werden kann und deshalb Belichtungsreihen kombiniert werden müssen. Solche Aufgaben lassen sich mit Lightzone deutlich schneller und einfacher durchführen – ganz ohne Belichtungsreihen und Umwandlungen. Einfach nur per Klick. Alleine deshalb sollten Sie sich die Möglichkeiten von Lightzone 4.0 unbedingt einmal in Ruhe anschauen.
Danke für den spitzen Tipp. Lightzone ist wahrhaft eine Alternative zu Lightroom.
Hi,
leider finde ich keinen download für windows 7 starter, obwohl ich angemeldet und eingelogt bin.
Kann wer in meiner sprache bitte helfen?
Gruß
mjnwendland
wenn du angemeldet bist, befindet sich links der Downloadbereich. Die erste Link führt zu spideroak, wo die Dateien für windows zu finden sind. Wenn du kein 64bit-Windows hast nimmst du die letzte „x86“-Datei, wenn du 64bit hast, dann die letzte mit „amd64“ im Dateinamen. Das sollte funktionieren
Am Monitor gut, nur leider sind die Ausdrucke viel zu dunkel, egal wie man dran dreht.
Epson R3000
Canson Baryta Photographique
Ich hab noch keinen Drucker gesehen, der „einfach so“ richtig druckt.
UNTERSCHIEDE zwischen Bildschirm und Druck können nicht der Software angelastet werden, da hilft nur, die Hardware vernünftig zu kalibrieren … oder die Dateien zum Ausbelichter zu bringen. Schon ein Druck bei dm oder so ist in der Regel deutlich farbrichtiger als ein Home-Drucker.