Wissen Sie, womit in Deutschland laut Statistik die meisten Fotos aufgenommen werden? Mit DSLRs? Mit Kompakt-, oder mit Systemkameras. Alles falsch. Mit Handys und Smartphones. Vor allem natürlich, weil sie immer dabei sind. Doch ist das ihr einziger Vorteil?
Es ist noch nicht lange her, dass ambitionierte Fotografen die Nase gerümpft haben, wenn die Begriffe Handy und Fotografieren in einem Satz gefallen sind. Zu schlecht war die Qualität der Knipsen in den Plastikgehäusen der Mobiltelefone. Inzwischen beschäftigen sich aber immer mehr Hobby- und auch Profifotografen mit dem Thema Handy- und Smartphone-Fotografie. Im Zeitschriftenhandel findet man sogar Magazine, die ausschließlich dieses Thema behandeln. Ist das Fotografieren mit Smartphones also selbst unter anspruchsvollen Anwendern salonfähig geworden? Die klare Antwort darauf ist „ja“, denn die Geräte haben gegenüber allen anderen Kameras entscheidende Vorteile. Man hat sie immer dabei und kann somit jederzeit und überall fotografieren. Wer also ein interessantes Motiv sieht und seine DSLR oder Systemkamera nicht griffbereit hat, steht vor der Entscheidung: Entweder gar nicht fotografieren, oder mit dem Smartphone.
Wie haben sich Smartphone-Kameras in den letzten Jahren weiterentwickelt?
Nimmt man aktuelle Smartphones unter die Lupe und analysiert ihre fotografischen Fähigkeiten, fällt schnell auf, dass sich die Qualität in den letzten Jahren hier deutlich verbessert hat. Die Hersteller haben die Kamerafunktion als wichtiges Kaufargument begriffen. Vor allem bei den teuren Spitzenmodellen erwarten die Anwender heutzutage eine gute Fotofunktion. Doch was genau kann man von Smartphone in punkto Fotoqualität erwarten? Vergleichbare Leistungen wie von DSLRs oder Systemkameras? Smartphones sind per se in sehr schmalen Gehäusen verbaut. Logisch, denn die kompakte Bauform ist Voraussetzung dafür, dass man sie bequem überall mit hinnehmen kann. Fotografisch gesehen ist das Platzproblem aber ungünstig. So benötigt beispielsweise das Gewinde eines optischen Zooms viel Platz. Zu viel Platz, um in einem gewöhnlichen Gehäuse untergebracht werden zu können. Folglich finden sich in fast allen Handys und Smartphones lediglich Festbrennweiten. Sie sind also beim Fotografieren auf eine Brennweite festgelegt. Sollten Sie dennoch mit Ihrem Handy zoomen können, handelt es sich hierbei um einen Digitalzoom, mit dem ein Bildausschnitt rechnerisch vergrößert wird. Auf diese Funktion sollten Sie immer verzichten und – falls nötig – Bildausschnitte via Bildbearbeitungssoftware vergrößern.
Gibt es auch Smartphone-Kameras mit optischem Zoom?
Dass in Bezug auf einen optischen Zoom bei Smartphone Ausnahmen die Regel bestätigen, beweist das Modell Galaxy S4 Zoom von Samsung, das seit einigen Monaten erhältlich ist. Hier wurde das aktuelle Spitzenmodell S4 mit erweiterten Kameraeigenschaften kombiniert – und zwar mit einem optischen 10fach-Zoom. Bezahlen müssen Sie diesen Vorteil jedoch damit, dass das Gerät deutlich wuchtiger ist als andere Smartphones.
Wo liegen die Nachteile von Smartphone-Kameras gegenüber DSLRs und Systemkameras?
Das Platzproblem in Smartphones führt auch dazu, dass nur wenig Platz für den nötigen Bildsensor bleibt. Derzeit hat sich noch kein Hersteller an die Aufgabe gewagt, einen großen APS-C- oder gar einen Vollformatsensor in einem Handy zu verbauen. Stattdessen müssen Sie mit Bildsensoren Vorlieb nehmen, die meist sogar noch deutlich kleiner sind, als in Kompaktkameras der Mittelklasse. Zumindest ist dies bei den meisten Handys und Smartphones der Einstiegsklasse der Fall. Nicht aber bei den aktuellen Top-Geräten in der Kategorie Fotografie: So setzen beispielsweise das iPhone 5S mit einem 1/2,7-Zoll –Sensor. Sony setzt bei seinem Topmodell Xperia Z1 auf ein 1/2,3-Zoll-Display. Das ist eine Standardgröße, die in den meisten Kompaktkameras verbaut wird. Der Bildsensor ist für die Qualität der Bilder von enormer Bedeutung, da ein kleiner Sensor logischerweise während der Belichtungszeit weniger Licht einfängt als ein großer Sensor. Insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen werden kleine Sensoren zum Handicap der Smartphone-Cams. Dann nämlich fällt es den Kameras schwer, scharfe Bilder aufzunehmen, solange man nicht mit einem Stativ fotografiert.
Welche Smartphone-Kamera ist die beste?
Die aktuellen Top-Smartphones bringen gegenüber den Vorgängerserien jedoch auch wertvolle Verbesserungen mit. Appe beispielsweise verbaut eine lichtstarke f/2,2 Optik. Das Xperia Z1 bringt sogar eine f/2,0 – Optik mit. Solch eine lichtstarke Optik zur Verfügung zu haben, ist für Fotografen aus zwei Gründen ein Segen. Zum einen profitieren Sie davon, dass während der Belichtungszeit deutlich mehr Licht auf den Sensor fällt, als bei lichtschwächeren Optiken. So können Sie bei schlechten Lichtverhältnissen mit kürzeren Belichtungszeiten fotografieren – und haben somit deutlich bessere Chancen auf scharfe Fotos. Außerdem erlaubt Ihnen solch eine Optik, bewusst Fotos mit geringer Schärfentiefe aufzunehmen. Dieses Privileg ist ansonsten Fotografen mit Systemkameras oder DSLR vorbehalten.
Was bringt eine hohe Auflösung bei Smartphone-Kameras?
Nicht zu vergessen bei der Beurteilung von Smartphones als Kameraersatz ist natürlich auch die Bildauflösung. Das Flaggschiff iPhone 5S begnügt sich mit 8 Megapixeln, das Sony Xperia Z1 bietet stolze 20,7 Megapixel. Den Vogel schießt jedoch Nokia mit seinem Lumia 1020 ab. Mit 41 Megapixeln bringt das Smartphone eine höhere Auflösung auf die Waage als sämtliche „echte“ Kameras mit professionellem Anspruch. Diese verteilen sich bei dem Gerät auf einem 1/1,5 Zoll – Sensor. Die Megapixelanzahl sollten Sie im Übrigen nicht als wichtigen Faktor bei der Beurteilung der Fotoqualität heranziehen. Einen wirklichen Vorteil bringen 41 Megapixel im Vergleich zu 8 Megapixel nicht – es sei denn, Sie planen, Ihre Fotos als Plakate an den Straßenrändern aufzuhängen.
Wie kann man verwackelte Bilder vermeiden?
Damit trotz der technischen Limitierungen möglichst gelungene Bilder entstehen, bringen alle aktuellen Smartphones Bildstabilisatoren mit, die versuchen, unscharfe Bilder zu vermeiden, die entstehen, wenn der Fotograf bei der Aufnahme zu sehr die Hände bewegt, oder sich Objekte im Motiv bewegen. Das iPhone 5S etwa nimmt aus diesem Grund automatisch vier Bilder auf einmal auf und kombiniert diese zu einer einzigen, scharfen Aufnahme. Wie sich ein Smartphone als Kameraersatz tatsächlich schlägt, erfährt man trotz aller markigen und blumigen Marketing-Versprechungen immer erst im Praxiseinsatz. Und hier zeigt sich bei vielen Modellen immer noch ein entscheidender Nachteil. Nicht gegenüber Kompaktkamera, sondern gegenüber hochwertigen DSLRs und Systemkameras. Die Auslöseverzögerung ist nach wie vor die Achillesferse der Smartphone-Cams. Sobald das Motiv nicht im Taghellen zu sehen ist, muss der Autofokus der Kameras mächtig schwitzen, bis er es endlich schafft, das Motiv scharfzustellen. Für spontane Schnappschüsse sind Smartphone-Cams deshalb in der Regel nicht geeignet. Anders sieht es jedoch aus, wenn Sie Landschaftsbilder und Architekturfotos aufnehmen wollen. Hier lassen sich auch mit einem Smartphone tolle Ergebnisse erzielen.
Taugen Smartphones als Kameraersatz?
Bleibt noch abschließend die Frage zu klären, ob man als ambitionierter Fotograf sich den Kauf einer DSLR oder Systemkamera sparen kann und stattdessen direkt zum iPhone oder einem anderen Top-Smartphone greift. Die Antwort wird wohl niemanden überraschen: nein. Trotz aller Verbesserungen bieten Smartphone-Cams nicht einmal annähernd so viel gestalterisches und qualitatives Potenzial wie eine hochwertige Kamera. Ein Grund, die Kamerafunktion seines Smartphones deshalb komplett zu ignorieren, ist das aber nicht. Ganz im Gegenteil. Insbesondere die neueste Smartphone-Generation bringt entscheidende fotografische Verbesserungen mit, die das Gerät als Ergänzung, nicht aber als Ersatz, zu einer vollwertigen Kamera attraktiv machen. Wenn das Smartphone eh immer dabei ist, sollten Sie diese Möglichkeit auch nutzen, um Motive, die Ihnen ansonsten entgehen würden, mit der Kamerafunktion einzufangen.