Bei Kompaktkameras mit Festbrennweite denken wahrscheinlich die meisten eher an eine Fuji Quicksnap als an hochwertige Geräte für anspruchsvolle Fotografen. So kann man sich täuschen. Ich stelle Ihnen einige digitale Kompaktkameras vor, die deutlich teurer sind als so manche DSLR.
Ausnahmen bestätigen die Regel, heißt es bekanntlich so schön. Dieses Sprichwort gilt auch in der Fotografie, wo häufig Kompaktkameras mit winzigen Bildsensoren und mäßiger Bildqualität in Verbindung gebracht werden. In den meisten Fällen stimmt das sogar auch, doch längst nicht in allen. Inzwischen hat sich nämlich fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit eine neue Kameraklasse etabliert: die Edel-Kompakten. Diese Geräte haben ein fest eingebautes Objektiv und einen großen Bildsensor. Doch das ist noch nicht alles. Auf ein optisches Zoom müssen die Anwender verzichten und stattdessen mit einer Festbrennweite vorliebnehmen. Klingt noch nicht wirklich nach einem Verkaufsschlager, oder? Vor allem nicht, wenn man sich die Preise der Edelkompakten anschaut, die zwischen 700 und 3.000 Euro kosten. Und trotzdem sind diese Kameras zu den neuen Lieblingen vieler Profifotografen geworden! Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Edelkompakte vor.
Sigma DP3
Den Anfang macht mit der Sigma DP3 Merill das günstigste Gerät. Für rund 700 Euro bekommt man hier eine Kompaktkamera mit 23,5×15,7mm X3 Merrill Sensor und 50 mm – Festbrennweite. Umgerechnet auf das Kleinbild entspricht so der Bildausschnitt einer Brennweite von 75 mm. Rekordverdächtig ist die Bildauflösung des Sensors, die bei 46 Megapixeln liegt. Einen elektronischen Sucher bietet die Kamera nicht, dafür aber ein 3-Zoll-TFT-Monitor zur Motivauswahl und Bildkontrolle. Aufnehmen können Sie Ihre Fotos wahlweise im JPG- oder RAW-Format. In Verbindung mit der lichtstarken f/2,8 – Optik ergibt sich so eine hervorragende Bildqualität – und das mit einer Kamera, die kaum größer ist als eine 88 Euro – Billigkompakte aus dem Elektronikfachhandel.
Fujifilm X100S
Mit rund 1.000 Euro ist die Fujifilm X100S etwas teurer als die Sigma. Dafür bietet sie „nur“ einen 16 Megapixel-Sensor – dabei handelt es sich um einen großen APS-C X-Trans CMOS II Sensor. Umgerechnet auf das Kleinbildformat bringt die lichtstarke f/2,8 – Optik einen Brennweite von 35 mm. Dieser Wert ist alles andere als zufällig gewählt, denn hierbei handelt es sich um die bei vielen Fotografen so beliebte „Reportagenbrennweite“. Der Blickwinkel bei 35 mm ist etwas größer als bei der Normalbrennweite, wirkt aber trotzdem noch natürlich. Die Brennweite lässt sich für Weitwinkelaufnahmen einer Totalen ebenso einsetzen, wie für Detailfotos, wenn man mit der Kamera etwas näher an das Motiv herangeht. Die Fujifilm X100S verfügt über einen elektronischen Sucher und kommt in schicker Retrooptik daher. Das Retrokonzept gilt auch für die Bedienung. So können Sie beispielsweise Belichtungszeit und Belichtungskorrektur über ein Drehrad am Kameragehäuse einstellen.

jpg Hier schlägt das Herz nostalgischer Fotografen höher: die topmoderne X100S im Retro-Look Foto: Fujifilm
Leica X2
Optisch der Fujifilm sehr ähnlich ist die Leica X2, die ebenfalls im Retro-Look konzipiert wurde. Hier stellen Sie neben der Belichtungszeit, sogar den Blendenwert direkt oben an der Kamera per Rad ein. Die „Made in Germany Kamera“ hat mit der Fujifilm aber noch mehr Gemeinsamkeiten. Auch hier wurde eine f/2,8 24 mm Festbrennweite verbaut, die aufgrund des Cropfaktors für einen Bildausschnitt sorgt, der beim Kleinbild 35 mm betragen würde. Wer die Lektion zum Cropfaktor aufmerksam gelesen hat, wird jetzt schon ahnen, dass im Inneren zwangsläufig ein APS-C-CMOS-Bildsensor seinen Dienst erledigt. Wer mit der Leica auf Reportagereise gehen will, muss tief in die Tasche greifen. 1.700 Euro ist derzeit das günstigste Angebot für die 16 Megapixel-Kamera bei einem Internet-Fachhändler.
Sony DSC-RX1
Das obere Preislimit ist mit der Leica X2 aber noch nicht erreicht, denn das bildet derzeit eine Kamera aus dem Hause Sony. Die DSC-RX1 von Sony kostet im Handel rund 3.000 Euro. Dafür bekommt der Fotograf eine handliche Kompaktkamera mit Vollformat-Sensor. Ausgestattet ist die Kamera zudem mit einem sehr lichtstarken Objektiv (f/2,0), das ebenfalls die beliebte 35 mm – Reportagenbrennweite mitbringt. Die Auflösung liegt bei 24,2 Megapixeln. Auf einen optischen oder elektronischen Sucher muss man verzichten – dafür ist die Kamera aber auch kaum größer und schwerer als ein Smartphone.
Nikon Coolpix A
Mit rund 1.000 Euro ist die Coolpix A von Nikon gegenüber dem Sony-Modell ein wahres Schnäppchen. Wer bei Coolpix an eine günstige Kompaktkamera für Einsteiger denkt, liegt trotzdem falsch. Im Inneren werkelt ein DX-Sensor, den man auch in den DSLRs des Herstellers findet. Eine lichtstarke f/2,8 Optik mit 28 mm Festbrennweite (bezogen auf das Kleinbildformat) runden das Angebot der 16-Megapixel-Kamera ab.
Vergleicht man die vorgestellten Kameras, fallen einem schnell die Gemeinsamkeiten auf. Ein großer Bildsensor und eine lichtstarke Optik sorgen für beste Bildqualität. Zudem werden den Fotografen beliebte Festbrennweiten angeboten, die sich für viele Aufnahmesituationen eignen. Gleichzeitig sind die Kameras extrem kompakt und lassen sich so auch unterwegs mühelos mitnehmen. Ohne Fotorucksack und Wechselobjektive. Damit treffen die Kameras genau den Nerv ambitionierter Fotografen, die keine Kompromisse bei der Qualität eingehen wollen und trotzdem Wert auf ein kompaktes Design legen, um unterwegs flexibel zu sein. Nicht umsonst findet man solch eine Edelkompakte bei vielen Profifotografen als Zweitkamera an! Warum auch nicht, wenn es das Budget hergibt!
In vielen Websites wird die Sony Cyber-shot DSC-RX100M4 als die Kompaktkamera mit den besten Bildqualitäten der gesammten Sparte der Kompaktkameras gepriesen. Hier auf dieser Seite (Edel-Kompaktkameras) kommt sie nicht vor. Sie hat im Gegensatz zu den hier erwähnten auch nur einen 1 Zoll Sensor. Wo ist sie Eurer Ansicht nach einzustufen?
Hallo Michael,
in diesem Artikel werden ausschließlich Edel-Kompaktkameras vorgestellt, die mindestens einen APS-C-Bildsensor mitbringen und somit eine (fast) gleichwertige Alternative zu DSLRs und CSCs darstellen.
Die Sony Cybershot RX 100 IV* kann das mit ihrem 1-Zoll-Bildsensor sicherlich nicht bieten, ist aber dennoch eine der besten Premium-Kompaktkameras – u.a. aufgrund ihrer lichtstarken Optik und des flexiblen Brennweitenbereichs.