Nicht umsonst führen Ausflüge in Urlaubsregionen häufig zu Wasserfällen. Selbst ein kleiner unscheinbarer Gebirgsbach, der einen Felsvorsprung hinab fällt, sorgt beim Betrachter für „Ahs“ und „Ohs“. Egal, ob Minifluss oder Niagarafälle: Wir zeigen, wie Sie sie perfekt aufs Bild bekommen.
Manchmal müsste man als Fotograf eigentlich neidisch zu den Kollegen mit den Videokameras blicken. Wenn es beispielsweise gilt, einen riesigen Wasserfall zu dokumentieren, hat man es mit bewegten Bildern und natürlich dem Ton deutlich leichter. Das Rauschen bei kleinen Fällen und das Tosen bei größeren gehört einfach zu einem solchen Naturphänomen und ist für die spätere Wirkung auf den Betrachter von großer Bedeutung.
Und selbst wenn ein Wasserfall Ausmaße annimmt wie die weltberühmten Niagarafälle, hat man mit einem Camcorder keine Probleme. Wenn das Objektiv die Kulisse nicht in einem Bild einfangen kann, wird eben geschwenkt und ab und zu auf ein interessantes Detail gezoomt.
Fotografieren mit kurzer Belichtungszeit
Möglichkeiten dieser Art hat man als Fotograf natürlich nicht. Trotzdem wollen wir Ihnen jetzt nicht empfehlen, bei Wasserfällen sofort in den Videomodus Ihrer Kamera zu schalten, denn ein solches Spektakel kann nicht nur auf einem Video begeistern, sondern durchaus auch auf einem Foto.
Dabei gilt es als Erstes, die Besonderheiten eines solchen Motivs herauszustellen. Anders als bei „gewöhnlichen“ Landschaftsmotiven ist ein Wasserfall, im wahrsten Sinne des Wortes, immer im Fluss. Sollten Sie nun mit Ihrer Kamera im Automatikmodus eine Aufnahme eines Wasserfalls machen, würde diese eine eher kurze Belichtungszeit wählen.
Bei fließendem Wasser hätte das den Effekt, dass der Moment eingefroren wird. Einzelne hochspritzende Wassertropfen werden erkennbar, das Wasser würde Lebendigkeit ausstrahlen. Durch solche kurzen Belichtungszeiten erzielen Sie gestochen scharfe Aufnahmen von Wasserfällen, allerdings mit einer Einschränkung. Dass das Wasser tatsächlich fließt, wird sich dem Betrachter zwar durch die Logik erschließen, doch auf der Aufnahme ist davon direkt nichts zu sehen.
Fließendes Wasser fotografieren
Wer einen Wasserfall mit dem Effekt fotografieren möchte, dass der Fluss des kühlen Nass zu erkennen ist, muss manuell bei den Kameraeinstellungen eingreifen. Nehmen Sie vor Ihrer nächsten Fototour zu einem Wasserfall unbedingt einmal ein Stativ mit. Wenn Sie dann den Wasserfall mithilfe des Stativs fotografieren, können Sie manuell längere Belichtungszeiten einstellen, ohne dass Sie Gefahr laufen, verwackelte unscharfe Bilder zu produzieren.
Wählen Sie manuell längere Einstellungen aus und experimentieren Sie. Beginnen Sie beispielsweise mit Belichtungszeiten von einer Viertel Sekunde und verlängern Sie diese dann sukzessive. Die Ergebnisse werden Sie garantiert begeistern. Denn bei Belichtungszeiten von mehreren Sekunden verschmilzt der Wasserfall zu einer Art Nebelschleier. Je länger die Belichtungszeit ist, desto stärker ist der Effekt.
Übrigens: Sollten Ihre Aufnahmen trotz des Einsatzes eines Stativs verwackeln, empfiehlt sich die Verwendung eines Fernauslösers. Selbst das manuelle Auslösen mit dem Finger auf der Kamera kann das Bild bei längeren Belichtungszeiten unbrauchbar machen.
Die beste Zeit zum Fotografieren
Wenn Sie Wasserfälle fotografieren wollen, ist morgens und abends die beste Zeit dafür. In der Morgendämmerung herrscht für Fotos allgemein schon ein sehr schönes Licht. Zudem profitieren Sie davon, dass Sie zu dieser Tageszeit problemloser mit längeren Belichtungszeiten arbeiten können, als dies beispielsweise mittags der Fall wäre.
Insbesondere, wenn Sie den beschriebenen Seiden- oder Nebeleffekt erzielen wollen, sind Frühaufsteher klar im Vorteil. Wer sich hingegen als Morgenmuffel so früh noch nicht außerhalb seines Bettes sehen kann oder will, kann natürlich auch die Abenddämmerung fürs Fotografieren nutzen. Das funktioniert genauso gut.
Die „harte“ Sonne vermeiden
Die beste Zeit fürs Fotografieren haben wir jetzt also schon geklärt. Leider lässt es sich aus Fotografensicht aber nicht immer so leicht planen, wann man welches Naturspektakel vor der Linse hat. Bei organisierten Rundtouren beispielsweise ist man auf den Zeitplan der Organisatoren angewiesen und muss mit den Lichtverhältnissen zurechtkommen, die jeweils aktuell vorherrschen.
Doch selbst wenn Sie zur Mittagssonne, der absoluten Unzeit aus Fotografensicht, an einem spektakulären Wasserfall eintreffen, müssen Sie auf tolle Aufnahmen nicht verzichten. Ein Problem gilt es dann aber zu lösen, wenn bei starkem Sonnenlicht ein Wasserfall fotografiert und dabei dieser „weiche Effekt“ erzielt werden soll.
Mit einem ND-Filter den Lichteinfall reduzieren
Durch die starke Sonne erhalten Sie trotz kleinster Blende lediglich kurze Belichtungszeiten von beispielsweise 1/500 Sekunde. So wird das mit dem Seideneffekt natürlich nichts. Doch was tun?
Für solch einen Fall empfiehlt es sich, einen ND-Filter – auch Graufilter genannt – zu nutzen. Diese Neutraldichte-Filter (aktuelle Angebote bei Amazon*) verringern farbneutral die Lichtmenge, verändern aber die Motivfarben nicht. Mithilfe von ND-Filtern können auch bei starkem Sonnenlicht längere Verschlusszeiten und größere Blenden eingestellt werden.
Das macht Sinn, wenn bei einer bestimmten Blende die Verschlusszeit nicht ausreichend lang ist, um Bewegung verwischt abzubilden, oder selbst mit der kürzesten Verschlusszeit die Blende zu klein ist für eine notwendige geringe Schärfentiefe.
Den Graufilter, mit dem Sie eine wesentliche Lichtreduktion erreichen, können Sie einfach auf Ihrem Objektiv befestigen. Solche Graufilter, die im Fachhandel je nach Modell und Hersteller für rund 30 Euro erhältlich sind, gibt es zudem in unterschiedlichen Stärken.
Das Motiv in die Umgebung einbetten
Unabhängig davon, ob man mit kurzen oder langen Belichtungszeiten fotografiert, stellt sich natürlich die Frage, mit welchem Bildausschnitt und aus welcher Perspektive man einen Wasserfall fotografieren sollte.
Sicherlich lassen sich hier keine allgemein gültigen Empfehlungen geben, da doch jedes Motiv seine eigenen Charakteristika aufweist. Was jedoch oft gute Ergebnisse verspricht, ist die Aufnahme aus der Frontalen.
Lassen Sie das Wasser auf den Betrachter zukommen, statt ihn in einer seitlichen passiven Beobachterrolle auf das Schauspiel blicken zu lassen. Auch müssen Sie nicht mit aller Macht versuchen, das Naturschauspiel in seiner ganzen Pracht aufs Bild zu bekommen.
Konzentrieren Sie sich auf Details, wie beispielsweise Steine am Bett des Wasserfalls, auf die der Strom permanent aufprallt. Hier ergeben sich speziell mit langen Belichtungszeiten tolle Fotos.
Stehen Totalen auf Ihrem Fotografierplan, achten Sie wie generell bei Landschaftsaufnahmen darauf, dass Ihre Motive nicht platt wirken, sondern Tiefe bekommen. Hier kann es schon helfen, wenn Sie einen unscharfen Strauch oder einen Baum im Vordergrund am Rande des Bilds mit in Ihren Ausschnitt aufnehmen.
Formatwahl und Kameraeinstellung
Insbesondere bei Fotos von Wasserfällen sollte man bei der Auswahl seines Bildformats sehr sorgfältig vorgehen. Logischerweise bietet sich das Hochformat bei steilen riesigen Wasserfällen nahezu an.
Soll hingegen der Wasserfall in seiner Umgebung eingebettet abgelichtet werden, ist das Querformat in vielen Fällen die bessere Wahl. Grundsätzlich sollten Sie bei Ihren Aufnahmen, sofern Ihre Kamera dies unterstützt, das RAW-Format einsetzen. So bleiben Sie bei der späteren Bearbeitung am PC zum Beispiel in Bezug auf den Weißabgleich flexibel.
Eine fotografische Besonderheit halten Wasserfälle zudem noch parat. Die Wassergischt kann Ihre Kameratechnik durcheinanderbringen. Häufig bildet sich im Umfeld von Wasserfällen durch Spritzwasser ein durchtränkter Nebelschleier.
Und dieser kann aus zweierlei Gründen bei Ihren Aufnahmen zu Problemen führen. Zum einen sorgt der Wassernebel für Irritationen bei der Belichtungsmessung Ihrer Kamera. Diese Messung funktioniert nach dem Prinzip der Objektmessung, auch Leuchtdichtemessung genannt.
Hierbei wird das vom anvisierten Objekt reflektierte oder selbst ausgestrahlte Licht gemessen. Das führt bei solchen Wasserschwaden jedoch zu Problemen, denn hier sorgen die Wassertropfen für reichlich Reflexionen und irritieren die Belichtungsmessung.
Je dichter der Dunst ist, desto schwieriger wird es für die Kamera. Deshalb sollten Sie bei Wasserfallmotiven, bei denen Sie ein solches Phänomen antreffen, möglichst mit Belichtungsreihen fotografieren. So können Sie später am PC die beste Aufnahme aussuchen.
Ebenfalls problematisch ist der Wasserdampf für den Autofokus Ihrer Kamera. Durch die diesige Luft kann es der Kameraautomatik schwerfallen, Objekte zur Scharfstellung zu finden. In diesem Fall bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als manuell zu fokussieren.